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Manche Eltern haben Kinder, die anders sind als gedacht: sie benehmen sich nicht wie das eigene "Fleisch und Blut", also sittsam und gottesfürchtig, sondern rebellieren gegen den Elternwillen, in dem sie eigenmächtig handeln, denken und lieben. Sind Eltern Titanen der Liebe, die ihre Kinder zu lieben nie aufhören können, auch wenn diese ihnen als verkommene Söhne den lautstarken Prozeß, als mißratene Töchter Schande machen?

 

Die Literatur, die seit ihrer Entstehung diese dramatischen Familiengeschichten erzählt, weiß keine eindeutige Antwort. Sie kennt das Urteil, den Fluch, die Ausweisung des verkommenen Sohnes ebenso wie die Tränen über die mißratene Tochter. Sie kennt aber auch die Gericht der Kinder über die mißratenen Eltern. Verkommen und Mißraten sind Ereignisse und Kategorien der Moral. Es gibt sie nur in Hinsicht auf ein sittliches Maß, eine gesetzte und gesellschaftlich akzeptierte Norm. Diese aber wandelt sich in der Geschichte, und so können die Mißratenen von heute auch die Vorbilder von morgen sein.

 

Peter von Matt hat die Geschichten und Tragödien um mißratene Kinder von der Antike über das Mittelalter bis in unsere Zeit neu gelesen und interpretiert. (Verlagstext)