Höre auf deinen Bauch, folge deinen Gefühlen, vertraue auf deine Impulse. So der Tenor, in dem uns wissenschaftliche Bücher in den letzten Jahren darauf eingeschworen haben, unserem rationalen, abwägenden Denken nicht mehr die Bedeutung beizumessen, die ihm gebührt.
Joachim Bauers Selbststeuerung ist der lange überfällige Aufruf dazu, unsere auf Autopilot fahrenden Verhaltensweisen als das zu sehen, was sie sind: kurzsichtig und fehleranfällig. Studien zeigen: Seine Impulse kontrollieren und vorübergehende Anstrengungen auf sich nehmen zu können ist nicht nur die unabdingbare Voraussetzung für langfristige persönliche Erfolge und gute soziale Beziehungen. Die Fähigkeit zur Selbststeuerung schützt vor allem auch die Gesundheit, und erkrankten Menschen kann sie ein Heilmittel sein. Anstatt ständig den Reizen der Außenwelt zu folgen, sollten wir selbst entscheiden. Der freie Wille ist zurück, und das ist gut so.
Wissenschafts-Bestsellerautor Joachim Bauer erläutert in seinem neuesten Buch die aktuellen Forschungsergebnisse aus den unterschiedlichsten Disziplinen zu diesem Thema. Er zeigt, was diese unmittelbar für jeden Einzelnen bedeuten und welche Konsequenzen für die Psychologie, die Bildungs- oder die Gesundheitspolitik daraus zu ziehen sind.
REZENSION: "Der Blick von Joachim Bauer auf die neurobiologischen Grundlagen der evolutionären Fähigkeit des Menschen zur Selbststeuerung zeigt die vielfältigen Möglichkeiten und Bedingtheiten auf, wie der freie Wille als Humanum durchgesetzt werden kann; und zwar nicht per Ordre mufti, sondern durch „eine bewusste, achtsame und selbstfürsorgliche Haltung … (die) die immunologische Abwehr und die körpereigenen Heilkräfte stärkt“. Dadurch wird die Bedeutung der Selbststeuerung „zu einem anthropologischen Desiderat ersten Ranges“, der es dem Menschen ermöglicht., zu sich selbst zu finden und ein wirkliches, gutes und gelingendes Leben führen zu können.
Für die Rezeption der interessanten und empfehlenswerten Arbeit – und zwar nicht nur für den neurobiologischen, sondern auch für den gesellschafts- und sozialwissenschaftlichen Diskurs – ist es sehr hilfreich, dass Joachim Bauer in seinen Anmerkungen meist ausführliche und umfangreiche Erläuterungen, Quellenverweise und Interpretationen anbringt. Sie ermöglichen sowohl fachbezogene als auch disziplinübergreifende Einsichten und bieten vielfältigen Diskussionsstoff." socialnet.de
INHALT
1 FREIHEIT DURCH SELBSTSTEUERUNG 9
Ohne Selbst keine Selbstbestimmung 9
Selbststeuerung ist Selbstfürsorge 13
Die Versprechen guter Selbststeuerung 16
Die neurobiologische Heimat von Affekten und Impulsen .... 18
Die neurobiologische Adresse des freien Willens 19
Selbststeuerung durch Perspektivübernahme 21
Der freie Wille, philosophisch betrachtet 22
Der freie Wille und die Hirnforschung 24
Kein Gegner des freien Willens: Das Unbewusste 27
Die gefährliche Verneinung des freien Willens 29
Kann keiner anders, als er ist? 32
Lust auf Freiheit und Selbststeuerung 34
2 SELBSTSTEUERUNG LERNEN 37
Soziale Erfahrungen formen das Gehirn 37
Wir, die Kinder von Dunedin 39
Naschen im Labor: Ein Stresstest
der kindlichen Selbstkontrolle 42
Keine Selbstkontrolle ohne verlässliche Erwachsene 45
Wie im Kind Vorstellungen von Ich,
Du und Wir entstehen 47
Der eigentliche Schritt zur Selbstkontrolle 51
Der freie Wille, auch eine Frage der Erziehung 55
Selbstkontrolle unter schwierigen Bedingungen 58
Selbststeuerung: Sichert unser Erziehungswesen
die Voraussetzungen? 60
Eine neue Variante von Schwarzer Pädagogik? 63
Ganztagsschulen: Aufbewahrungsorte
statt Treibhäuser der Zukunft 65
Achtsamkeit in der Schule 67
Erziehung zu gelingender Selbststeuerung 69
3 SELBSTSTEUERUNG:
LEBEN GEGEN DEN STROM 71
Die Macht des Mainstreams 71
Verlust der gesunden Balance 74
Auf dem Weg zur süchtigen Gesellschaft? 77
Die Fähigkeit zur Selbstkontrolle in Deutschland 79
Selbstkontrolle beim Gebrauch moderner Medien 83
Die Bedeutung des Glaubens an Zukunft 87
Weniger Stress - mehr Selbststeuerung 90
Gesellschaftliche und politische Voraussetzungen
gelingender Selbststeuerung 93
4 DIE SUBLIME UNTERWANDERUNG
DES FREIEN WILLENS 97
"Wo Es war, soll Ich werden" - '
Das ewige Projekt der Aufklärung 97
Die Effekte des "Priming" 99
Das System der Spiegelneurone 103
Der "Stereotype Threat" 106
Der freie Wille: Ein dialogischer, die Wahrheit
suchender sozialer Akteur 109
5 AKTIVIERUNG DER SELBSTSTEUERUNG:
EIN KRITERIUM GUTER MEDIZIN 113
Die nicht ausgeschöpften Potenziale der Schulmedizin 113
"Es ist der Geist, der sich den Körper baut" - Die Beteiligung
der Psyche an der Steuerung biologischer Prozesse 115
Ein starkes Medikament für
den Menschen: Der andere Mensch 119
Die Schnittstelle zwischen sozialem
Umfeld und Biologie des Körpers 121
Kommunikation, die krank macht 122
Die Aktivierung des "Inneren Arztes" im Patienten 125
Der Einfluss des ärztlichen Wortes auf
die Selbststeuerung des Patienten 128
Die Diagnose - Teil der Lösung oder Teil des Problems? 131
6 HOHEITSGEBIET DER SELBSTSTEUERUNG:
DIE PERSÖNLICHE GESUNDHEIT I35
Kein Bedarf an Moralaposteln -
Ein jeder nach seiner Fasson! 135
Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern 137
Krebs und Krankheiten von Herz und Kreislauf:
Begünstigungs- und Schutzfaktoren 139
Haben Gewohnheitsmenschen und Suchtgefahrdete
keinen freien Willen? 141
Im Dienste des freien Willens -
Die kognitive Trickkiste des Geistes 144
Verhaltensveränderungen durchsetzen
und im Alltag verankern 146
Krankheit als Herausforderung 147
Aufbruch und Stärkung der Selbst-Kräfte 151
Unverzichtbar: Evidenzbasierte Medizin 152
Krankheit als Anlass für Veränderung 154
Das Leben neu entdecken:
Die Zuwendung zur eigenen Person 156
Selbststeuerung als Demenzprophylaxe 161
7 SCHLUSSBETRACHTUNG UND RESÜMEE 165
DANK 171
ZITIERTE LITERATUR 173
ANMERKUNGEN 193
REGISTER 231