Dieses aufsehenerregende Buch über Leben und Sterben Sigmund Freuds hat allen bisherigen Freud-Biographien etwas ganz Entscheidendes voraus: die Einblicke und Kenntnisse, die nur der Hausarzt aus dem jahrelangen gemeinsamen Kampf gegen Freuds tödliche Krankheit gewinnen konnte. Max Schur, der mit Freud zusammen nach London emigriert war und nach dessen Tod 1939 in die USA auswanderte, wurde dort von Verlegern und Filmproduzenten bestürmt, die mit sensationellen Enthüllungen über das Intimleben des Vaters der Psychoanalyse Geschäfte zu machen hofften. Max Schur schwieg und veröffentlichte erst kurz, bevor er selber starb, sein kenntnisreiches Standardwerk über Sigmund Freud.
"Am [...] 21. September [1939] ergriff Freud, als ich an seinem Bett saß, meine Hand und sagte zu mir: Lieber Schur, Sie erinnern sich wohl an unser erstes Gespräch. Sie haben mir damals versprochen, mich nicht im Stich zu lassen, wenn es soweit ist. Das ist jetzt nur noch Quälerei und hat keinen Sinn mehr. Ich [Max Schur] sagte ihm, ich hätte mein Versprechen nicht vergessen. Er seufzte erleichtert auf, hielt meine Hand noch einen Augenblick fest und sagte: Ich danke Ihnen. Nach einem Augenblick des Zögerns fügte er hinzu: Sagen Sie es Anna. All das sagte er ohne eine Spur von Gefühlsüberschwang oder Selbstmitleid und in vollem Bewußtsein der Realität. Ich teilte Anna unsere Unterhaltung mit, wie Freud es gewollt hatte. Als er von neuem schreckliche Schmerzen hatte, gab ich ihm eine Injektion von zwei Zentigramm Morphium. Er spürte schon bald Erleichterung und fiel in friedlichen Schlaf. Der Ausdruck von Schmerz und Leiden war gewichen. Nach ungefähr zwölf Stunden wiederholte ich die Dosis. Freud war offensichtlich so am Ende seiner Kräfte, daß er in ein Koma fiel und nicht mehr aufwachte. Er starb um 3 Uhr morgens am 23. September 1939." Max Schur
"Wenn auch um den Preis der Kurzweil, so ist Schurs Freud-Biographie eine Ausnahme. Seine Verbindungen von Krankengeschichte zu biographischer Entwicklung sind wohlüberlegt. Nie verliert er - zumindest unnötig lang - den Bezug zu seiner Fragestellung. Auch nicht geht es Schur darum, sich als Intimus zu inszenieren. Wenn überhaupt ist Schurs Ansinnen - über die manifeste Fragestellung hinaus - die Rekonstruktion einer Beziehung, die ihren Anfang nahm, als Schur seinem Dozenten Freud sein Studienbuch zur Unterschrift vorlegte und, beinahe in Verkehrung der Rollen, am Sterbebett dieses Dozenten endet, mit dem ehemaligen Schüler als Leibarzt." literaturkritik.de
/ AUS DEM INHALT: / / /
Einleitung 9 / Teil I
P E R ASPERA AD ASTRA / 1Kapitel: Herkunft j 1
2Kapitel: Die Episode der Herzbeschwerden: D e r Kampf
gegen die Nikotinsudit 56
3Kapitel: Die Freundschaft mit Fließ: Die erste Phase 83
4Kapitel: Selbstanalyse 118
f Kapitel: Träume u n d T o d 187
6Kapitel: T o d einer Freundschaft 241
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Teil I I
A U F DEM W E G E Z U E I N E R WISSENSCHAFTLICHEN W E L T A N S C H A U U N G / 7Kapitel: Die "Revenants": Die Akropolis-Episode 271
8Kapitel: Unsterblidikeit 291
9Kapitel: Schüler und Freunde - Wiederaufleben alter
Konflikte 298
10Kapitel: Die Ausarbeitung des Todesthemas i n drei
Werken 326
/ / Kapitel: D e r Erste Weltkrieg 340
12Kapitel: "Jenseits des Lustprinzips": Todestrieb und
Wiederholungszwang 381 / Teil I I I
K R A N K H E I T U N D T O D / 13Kapitel: 1923 - Die Krebsoperation 413
14Kapitel: D e r Tod als metapsydiologisches Problem 436
i } Kapitel: Anpassung a n Schmerz und Krankheit 447
16Kapitel: Freud tritt ins biblisdie Alter ein 457
i j Kapitel: Zukunft ohne Illusionen 466
18Kapitel: Freud wird mein Patient 482
7 9 Kapitel: "Das Unbehagen in d e r K u l t u r " 491
20Kapitel: Angst v o r neuen Wucherungen; D e r Kampf
mit der Prothese 498
21Kapitel: Die wissenschaftliche Weltanschauung 512
22Kapitel: Hitlerdeutsdiland und Austrofasdiismus 5 2 1
3Kapitel: "Der Mann Moses und die monotheistische
Religioii" 53 J
24Kapitel: Freuds adizigster Geburtstag 561
2}Kapitel: Wieder Krebs 569
26Kapitel: Der Einmarsch der Nazis - Exodus j 8 a
27Kapitel: Das letzte Kapitel 592
Anhang: Unveröffentlichte Briefe 622
Bibliographie 67%
Sachregister 682
Namenregister 694