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Abraham Abulafia und die mystische Erfahrung

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Idel, Mosheh
Verfasser*innenangabe: Moshe Idel. Aus dem hebräischen Ins Dt. übertr. von Eva-Maria Thimme
Jahr: 1994
Verlag: Frankfurt am Main, Jüdischer Verl. im Suhrkamp Verl.
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Als erste deutsche Übersetzung aus den Arbeiten des israelischen Kabbala-Forschers Moshe Idel ist eine Monographie über den jüdischen Mystiker Abraham Abulafia erschienen. Moshe Idel hat mit Abulafia und der sogenannten ekstatischen Kabbala einen wesentlichen Aspekt aufgearbeitet, der bis dahin von der modernen Kabbala-Forschung weitgehend vernachlässigt worden ist – dies im Gegensatz zu den älteren judaistischen Studien eines Pico della Mirandola oder Johannes Reuchlin. Selbst in Gershom Scholems umfassenden Forschungen zur Kabbala steht Abulafia am Rand, wenn er ihm auch in seiner Geschichte der jüdischen Mystik ein eigenes Kapitel eingeräumt hat. Idels Kritik an Scholem ist jedoch grundsätzlicher, systematischer Natur: Scholem habe seine Forschung auf theoretische und philosophische Aspekte der Kabbala zentriert, beispielsweise auf die theosophischen Spekulationen über die göttliche Struktur der Welt. Tatsächlich kann man bei Scholem die Tendenz feststellen, die Kabbala weniger als eine Mystik denn als eine Metaphysik zu verstehen. Damit hat er spezifisch mystische Aspekte wie die Techniken zur Annäherung und Vereinigung mit dem Göttlichen in den Hintergrund gestellt. Idel setzt nun Scholems Fokussierung auf die theosophische Kabbala den Blick auf die ekstatische Kabbala entgegen. Seit seiner Dissertation über Abraham Abulafia hat er in zahlreichen Schriften weniger die Geschichte als Phänomene und Motive der ekstatischen Kabbala untersucht und damit – wie sein bekanntestes englisches Buch heisst – New Perspectives (1988), neue Perspektiven der Kabbala-Forschung ermöglicht. Ein Grossteil seiner Schriften ist bereits in englischer und französischer Übersetzung erschienen. Es ist gewiss nicht verfrüht, wenn nun sein erstes Buch auch in deutscher Übersetzung vorliegt. Abulafia wurde 1240 in Saragossa geboren. In seinem Leben hielt er sich abwechselnd in Spanien, Italien und Palästina auf. Dabei gelangte er zum Studium vor allem zweier, scheinbar unvereinbarer Traditionen. Auf der einen Seite befasste er sich mit der aristotelisch geprägten Philosophie des Maimonides, dessen «Führer der Verwirrten» er mehrfach kommentierte. Dabei interessierte ihn vor allem die aristotelische Theorie über den Intellekt und Maimonides' Auffassung der Prophetie. Abulafia gibt der Maimonidischen Philosophie jedoch eine mystische Interpretation, womit er übrigens unter den Mystikern nicht alleine stand: Ein Blick in Meister Eckharts lateinische Schriften zeigt, wie sehr sich auch der Dominikanermönch vom jüdischen Philosophen hat anregen lassen. Abulafias mystische Interpretation von Maimonides' Philosophie erfolgte auf dem Hintergrund einer ihr scheinbar entgegenstehenden Tradition, der ekstatisch-mystischen Kabbala. Abulafia bezog sich dabei vor allem auf die Schriften der aschkenasischen Chassidim, vor allem auf die des Rabbi Eleasar von Worms, und auf das Sefer Jezirah (Buch der Schöpfung), das wichtigste Buch aus der Frühzeit der Kabbala, das von der schöpferischen Potenz der hebräischen Buchstaben und Zahlen handelt. Im weiteren lassen sich Parallelen zu ausserjüdischen mystischen Strömungen ausmachen, etwa zum arabischen Sufismus, zur indischen Yoga-Technik und zum griechischen Hesychasmus. Charakteristisch für Abulafia ist also eine Verknüpfung von aristotelischer Philosophie und ekstatischer Mystik. Mit beiden Elementen musste er die damalige Schule der spanischen Kabbalisten herausfordern, die Kabbala als eine mit Philosophie unvereinbare Theosophie und Gnosis verstanden. Virulent wurde dieser Konflikt, als Abulafia in Konsequenz zu seiner Lehre mit prophetischem und messianischem Selbstverständnis aufgetreten war und ihm nicht wenige Schüler folgten. Harte Angriffe schlugen Abulafias Stellung schwer an, und er musste auf die sizilische Insel Comtino ins Exil fliehen, wo er allem Anschein nach bald starb. Jedenfalls gibt es nach 1292 keine Nachrichten mehr über ihn. Abraham ben Samuel Abulafia (* 1240 in Saragossa; gest. nach 1291) war einer der bedeutendsten spanischen Kabbalisten, Schwärmer und Mystiker des 13. Jahrhunderts, ein jüdischer Exponent der sogenannten „ekstatischen“ Strömung in der Kabbala. Moshe Idel, 1947 in Rumänien geboren, lebt seit 1963 in Israel. Er lehrt an der Hebräischen Universität Jerusalem und gehört zu den führenden Forschern zur jüdischen Mystik. Neben anderen Auszeichnungen wurde seine Arbeit 1999 mit dem Israel-Preis gewürdigt.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Idel, Mosheh
Verfasser*innenangabe: Moshe Idel. Aus dem hebräischen Ins Dt. übertr. von Eva-Maria Thimme
Jahr: 1994
Verlag: Frankfurt am Main, Jüdischer Verl. im Suhrkamp Verl.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PR.J
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ISBN: 3-633-54089-X
Beschreibung: 1. Aufl., 281 S.
Schlagwörter: Kabbala, Judentum, Mystische Erfahrung, Mittelalter, Mystik, Erotik, Musik, Jüdische Mystik, Judaismus, Jüdische Religion
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Thimme, Eva-Maria
Sprache: Deutsch
Fußnote: Literaturverz. S. 279 - [282]
Mediengruppe: Buch