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Die Gesetze des Vaters

[Ausstellung 4.10.2003 - 9.2.2004, Stadtmuseum Graz] ; problematische Identitätsansprüche ; Hans und Otto Gross, Sigmund Freud und Franz Kafka
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Stadtmuseum <Graz>
Verfasser*innenangabe: Gerhard Dienes/Ralf Rother (Hrsg.)
Jahr: 2003
Verlag: Wien ; Köln ; Weimar, Böhlau
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

In der abendländischen Tradition taucht der Vater wiederholt als Gesetzgeber oder Hüter der Gesetze auf. Die Ausstellungspublikation zeigt Hans und Otto Gross, Sigmund Freud und Franz Kafka als bis heute einflussreiche Akteure, die sich mit der Figur des Vaters im politischen wie im privaten Raum beschäftigten. Sie waren Zeugen von Konflikten, die innerhalb des Individuums, in der Familie und in der Öffentlichkeit ausgetragen wurden. Vier Personen, die durch Begegnungen und in ihren Auseinandersetzungen mit Gesetz und Strafe, dem Patriarchat und dem Staat, dem Eigenen und dem Fremden in Beziehung traten. Vier Personen, die ein biografisches, reflektorisches, literarisches und disputatives Beziehungsgeflecht zwischen Kriminologie und Psychoanalyse, Aussteigerszenarios, Anarchismus und Revolution, Vater und Sohn bildeten. Sie agierten an der Schwelle zum 20. Jahrhundert: im Kontext von Wissenschaftsentwicklung, Deportationsdebatten, aufkommenden Frauenrechten, Diskussionen über eine freie Sexualität sowie radikalen Veränderungen in Politik, Kunst und Gesellschaft. Das Motiv des Vatermordes als ein Ende souveräner Gewalt wurde dominantes Thema für Psychoanalyse, Anarchismus, Rechtswissenschaft, Frauenbewegung, Literatur und die politische Diskussion.
 
E I N LE I T U N G Christian Buchmann - Mit der Ausstellung Die Gesetze des Vaters macht das Stadtmuseum Graz im Kulturhauptstadtjahr 2003 eine die Staatsgrenzen überschreitende Diskussion zwischen Kriminalistik, Anarchismus, Psychoanalyse, Kunst und Literatur, Politik und Gesellschaft zum Thema. Im Mittelpunkt steht das Grazer Vater-Sohn-Paar Hans und Otto Gross. Hans Gross war der Reformer des Strafrechts, seine kriminal-psychologischen Arbeiten diskutierten auch die Psychoanalytiker, insbesondere Sigmund Freud. Sein Handbuch für Untersuchungsrichter, das Hans Gross 1893 herausgegeben hat, begründete seinen Weltruf, er initiierte in Graz das erste Kriminalmuseum. Sein Sohn Otto war Arzt, Psychiater und letztlich sogar Anarchist. Die Ausstellung des Stadtmuseums Graz fügt zu dieser Vater-Sohn-Beziehung aber auch Sigmund Freud hinzu, der anfangs von Otto Gross begeistert war, sich aber später von ihm distanzierte. Franz Kafka spielt in diesem Zusammenhang auch eine wichtige Rolle, er hörte Vorlesungen von Hans Gross an der Deutschen Universität in Prag und wollte mit Otto Gross eine Zeitschrift herausgeben. Diese vier Personen verbinden sich nicht nur biografisch in einem Geflecht von Begegnungen und Bekanntschaften, die in künstlerische, politische, wissenschaftliche und reformatorische Kreise nach Ascona, Berlin, Graz, München, Prag, Wien und Zürich in der Zeit um 1900 führten. Sie hatten Anteil an einer Diskussion, in der auch Carl Gustav Jung, David Herbert Lawrence, Franz Jung, Erich Mühsam, Franziska zu Reventlow, Max Weber, Franz Werfel, Frank Wedekind und andere zu Wort kamen. Der Konflikt, den Hans und Otto Gross austrugen, wird zum pars pro toto für den Konflikt des Eigenen und des Fremden, für den Umgang mit Fremdheit im Inneren von Individuum und Politik sowie für die Bedeutung von Vater-Sohn-Rivalitäten im Politischen. International anerkannte AutorInnen aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien, England und den USA haben Beiträge zu dieser Begleitpublikation verfasst und geben damit Einblicke in dieses vielschichtige und komplexe Thema. Ihnen, den Herausgebern und allen Beteiligten gilt mein Dank. Stadtrat Mag. Dr. Christian Buchmann Kulturreferent der Landeshauptstadt Graz Wolfgang Lorenz Hans und Otto Gross - Eine europäische Affäre Es ist das Verdienst von Dr. Gerhard Dienes vom Grazer Stadtmuseum, die Intendanz von Graz 2003 - Kulturhauptstadt Europas auf die große Bedeutung von Hans und Otto Gross aufmerksam gemacht zu haben. In Konsequenz entstand das gegenständliche Ausstellungsprojekt. Natürlich haben wir alle schon einmal von dieser "Beziehungskiste" zwischen Vater und Sohn Gross gehört, darüber gelesen. Gehört sozusagen zur Allgemeinbildung, auch in Zeiten des Aussterbens derselben. Aber in welchen Dimensionen die Lebens- und Werkkomplexe sich abgespielt haben, welche Stürme der Affinität bzw. der Ablehnung über Europa gezogen sind, welche Wirkungen, welche Nebenwirkungen erzeugt worden sind, das liest sich wie ein Beipackzettel zu einer abendländischen Kur. Die Schnittstellen zu Freud und Kafka stehen exemplarisch und doch auch stellvertretend für den revolutionären Ausdruck dieser beiden faszinierenden Leben. Beeindruckend auch, mit welchen Einsätzen da gespielt wurde, wie hoch gesetzt und wie hoch riskiert wurde. Leben wurden buchstäblich aufs Spiel gesetzt, teils aus privaten Motiven, teils aus gesellschaftlichen Obsessionen, anziehend und abstoßend in wechselndem Ausmaße. Die Kulturhauptstadt Europas - Graz 2003 hat sich mehrfach mit ihrer Historie beschäftigt, wiewohl das Gesamtprogramm tendenziell auf Zukunft eingestellt ist. Die Sacher-Masoch-Ausstellung Phantom der Lust, das Publikumsprojekt Berg der Erinnerungen, Teile des Projektes woment! seien hier zitiert. Stets kamen dabei Erinnerungen zutage, die in ihrer Dimension bisher unvermutet waren, neuer Humus für Stadt- und Personalverständnis, neue Wurzeln für eine künftige geistige Befindlichkeit wurden freigelegt. So wird es wohl auch beim Projekt Die Gesetze des Vaters sein. Diese Ausstellung belichtet freilich nur Teile eines monströsen Lebensvorganges. Sie setzt Spots, macht an Kreuzpunkten fest, belegt Biografisches, weckt Interesse und Lust, sich genauer auf Hans und Otto Gross einzulassen. Sie ist eine Option, sich selbst auf ein aufregendes Terrain europäischer Geschichte zu begeben. Dr. Gerhard Dienes und seinem wissenschaftlichen und gestalterischen Team sei dafür gedankt, uns an dieser Aufregung teilhaben zu lassen. Wolfgang Lorenz Intendant Graz 2003 - Kulturhauptstadt Europas Inhalt: Christian Buchmann: Vorwort Wolfgang Lorenz: Hans und Otto Gross - Eine europäische Affäre EINFÜHRUNG Gerhard M. Dienes: Der Mann Moses und die Folter der Maschine Gerhard E. Kuebel: DERGESTALT Gerhard M. Dienes: Hans Gross (1847-1915) Gottfried Heuer: Otto Gross (1877-1920) Gerhard M. Dienes: Franz Kafka (1883-1924) Gerhard M. Dienes: Sigmund Freud (1856-1939) Stefana Sabin: Eine neue Seele. Die Psychoanalyse als reformatorisches Projekt RECHT UND STRAFE Gernot Kocher: Von der Theresiana bis Hans Gross. Zum Methodenwandel in der Beweisführung Christian Grafl: Hans Gross und die Methoden der Kriminalistik Janko Ferk: Lauter(e) Urteile. Franz Kafka, sein Lehrer Hans Gross und deren Richter Helmut Samer: Die behördliche Bekämpfung der "Zigeuner" in der Steiermark 1848-1921 Giorgio Agamben: Was ist ein Lager? REVOLTE UND WIDERSTAND Gottfried Heuer: "Ganz Wien in die Luft sprengen? ... Das wäre ja wunderbar!" Otto Gross und der Anarchismus Albrecht Goetz von Olenhusen: Die Internierung und Entmündigung des Dr. med. Otto Gross und die Befreiungskampagne 1913/1914 Richard Faber: Franziska zu Reventlow, Schwabings matriarchale Rebellion und Otto Gross Eva Züchner: Notiz über Beziehungen. Otto Gross und Dada Berlin Annette Rainer: "Es ist ein Gott, der dies Ressort verwaltet ..." Zu den Bildern von Gertrud Ring Martin Green: Die Rezeption von Hans und Otto Gross im englischen Sprachraum GESETZ UND KONFLIKT Laurence A. Rickels: Gross und Gross, inkorporiert Michael Turnheim: Deportation, Bio-Politik und neue Gemeinschaft Clemens-Carl Härle: Kafka, die Vorwelt und das Gesetz Gesine Palmer: Was soll ein Vater sein? Ralf Rother: Die Gewalt des Vaters und seiner Mörder

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Stadtmuseum <Graz>
Verfasser*innenangabe: Gerhard Dienes/Ralf Rother (Hrsg.)
Jahr: 2003
Verlag: Wien ; Köln ; Weimar, Böhlau
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.HPX
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ISBN: 3-205-77070-6
Beschreibung: 287 S. : Ill.
Schlagwörter: Ausstellung, Graz <2003>, Gross, Hanns <Jurist>, Gross, Otto <Psychologe>, Vater, Freud, Sigmund, Vaterbild, Kafka, Franz, Kongress, Vaterfigur, Ausstellungen, Sonderausstellung, Väter , Frejd, Zigmund, Freud, Siegmund, Freud, Zikmund, Fuluoyide, Xigemengde, Furoido, Jigumundo, Vater / Bild <Psychologie>, Kolloquium, Kongresse, Künstlersymposion, Sommerschule <Kongress>, Symposion <Kongress>, Symposium <Kongress>, Tagung <Kongress>, Vortragssammlung
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Dienes, Gerhard Michael; Rother, Ralf; Fenz, Werner
Sprache: Deutsch
Mediengruppe: Buch