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Glauben und Wissen

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2001
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Habermas, Jürgen
Verfasser*innenangabe: Jürgen Habermas
Jahr: 2002
Verlag: Frankfurt am Main, Suhrkamp
Mediengruppe: Buch
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Exemplare

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Inhalt

In der jüngeren Vergangenheit haben die Reden derer, die mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurden, häufig Anstoß und sogar Unfrieden erregt. Als Jürgen Habermas, der Kontroversen in einer breiten Öffentlichkeit nie gescheut hatte, wenige Wochen nach den Anschlägen auf das World Trade Center ans Rednerpult der Paulskirche trat, mögen einige eine polarisierende Stellungnahme zum Krieg gegen den Terror erwartet haben - sie wurden überrascht: er ließ sich von der bedrückenden Aktualität des Tages das Thema seiner Rede nicht diktieren, sondern nahm die am 11. September explodierte Spannung 'zwischen säkularer Gesellschaft und Religion' (9) zum Anlass, über jenen analogen 'Riss der Sprachlosigkeit' zwischen Anwälten der Gottesebenbildlichkeit des Menschen und liberalen Eugenikern in der eigenen Gesellschaft zu sprechen. - Der Tenor der Rede ist wenig überraschend und passt sich nahtlos in das Projekt kritischer Theorie ein: Habermas wendet sich gegen die Fundamentalismen religiöser und szientistischer Herkunft, insistiert auf der Trennung von normativen und deskriptiven Diskursen sowie der Beobachter- und Teilnehmerperspektive und beharrt gegen den Reduktionismus einer rasenden Aufklärung auf der dialektischen Vermittlung von Theorie und Praxis, die nicht bruchlos in (Gen-)Technik aufgeht. Bemerkenswert ist allerdings, dass Habermas in seiner Frontstellung gegen die naturalistische Wissenschaftsgläubigkeit in der Friedenspreisrede nicht nur auf eine religiöse Symbolik zurückgreift, sondern den religiösen Bedenken gegenüber Eingriffen ins menschliche Erbgut eine ausgezeichnete Legitimität zuspricht. Während er in seinen früheren Schriften zur Gentechnik versucht hatte, allein innerhalb seines diskursethischen Ansatzes gegen das Design am Erbgut zu argumentieren, verlangt er nun von den religiös Unmusikalischen, zu denen er sich selber zählt, dass sie sich 'einen Sinn für die Artikulationskraft religiöser Sprachen' (22) bewahren: 'Säkulare Mehrheiten dürfen in solchen Fragen (der genetischen Manipulation) keine Beschlüsse fassen, bevor sie nicht dem Einspruch von Opponenten, die sich davon in ihren Glaubensüberzeugungen verletzt fühlen, Gehör geschenkt haben; sie müssen diesen Einspruch als eine Art aufschiebendes Veto betrachten, um zu prüfen, was sie daraus lernen können.' (22) 'Säkulare Sprachen, die das, was einmal gemeint war, bloß eliminieren, hinterlassen Irritationen. Als sich Sünde in Schuld, das Vergehen gegen göttliche Gebote in den Verstoß gegen menschliche Gesetze verwandelte, ging etwas verloren.' (24) Im Angesicht der Herausforderung der Gentechnik, so scheint es, kann Habermas der mit der Säkularisierung einhergehenden 'Entropie der knappen Ressource Sinn' (29) nur entgehen, indem er das formale Modell der Diskursethik mit einer dem Religiösen entlehnten Sprache aufrüstet: 'Gott bleibt nur so lange ein 'Gott freier Menschen', wie wir die absolute Differenz zwischen Schöpfer und Geschöpf nicht einebnen.' (30) 'Müsste nicht der erste Mensch, der einen anderen Menschen nach eigenem Belieben in seinem natürlichen Sosein festlegt, auch jene gleichen Freiheiten zerstören, die unter Ebenbürtigen bestehen, um deren Verschiedenheit zu sichern?' (31) (ZPol, NOMOS)

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Habermas, Jürgen
Verfasser*innenangabe: Jürgen Habermas
Jahr: 2002
Verlag: Frankfurt am Main, Suhrkamp
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GS.AT
Interessenkreis: Suche nach diesem Interessenskreis Sammlung Duffek
ISBN: 3-518-06651-X
Beschreibung: Orig.-Ausg., [2. Aufl.], 56 S.
Schlagwörter: Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Habermas, Jürgen
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Mediengruppe: Buch