Das unterschätzte Problem
„Warum gerade ich?“ Diese Frage taucht in einem Leben mit einer Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) immer wieder auf. In Deutschland sind 5% der Schüler von einer LRS betroffen. Die Störung hat einen großen Einfluss auf die schulische und psychosoziale Entwicklung. Wird sie nicht erkannt, gelten die Kinder als dumm.
Eine diagnostizierte LRS ist für die Betroffenen, Eltern und Lehrer eine große Herausforderung, viel hängt vom Wissen und Engagement der Beteiligten ab. Individuelle Lösungen müssen gefunden werden, um das Kind erfolgreich durch die Schule zu „lotsen“.
Wie erlebt ein Betroffener seine LRS? Wie lernen er und seine Familie mit dieser Beeinträchtigung umzugehen?
Dieses Buch ist eine Besonderheit, weil es gemeinsam von einem Betroffenen und einer Psychotherapeutin geschrieben wurde, die gleichzeitig dessen Mutter ist. Sehr persönlich und mit authentischen Berichten aus dem (Schul-) Alltag schildern die Autoren ihre Erfahrungen, Probleme und Erfolge: Jakob Sprenger als Betroffener und mittlerweile Student, Dorle Sprenger als seine Mutter und Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.
Neben den individuellen Darstellungen liefern die Autoren fundierte Informationen zur LRS und geben konkrete Handlungstipps:
- Bedeutung der frühen und gründlichen Diagnosestellung
- Fallstricke im Umgang von Eltern und Lehrern miteinander
- Symptome, die häufig mit einer LRS auftreten und in ihrer lebenslangen Bedeutung unterschätzt werden
- Ausbalancierung von Fördern, Fordern oder Überfordern
AUS DEM INHALT
Was ist bloß los?
1 Bevor es beginnt: Die Kindergartenzeit 3
Dorle Sprenger, Jakob Sprenger
Die phonologische Bewusstheit 9
Vorgehen bei Verdacht auf LRS 10
Charakter der LRS 11
Worauf sollte man achten? 11
2 Wie es beginnt: Die erste Zeit in der Grundschule 13
Dorle Sprenger, Jakob Sprenger
Die Bedeutung einer detaillierten Diagnostik 15
Die Suche nach Erklärungen 16
Es gibt Warnsignale 20
Von der Welt der Tassen in die Welt der Buchstaben 21
Das unterschätzte Problem - was man wissen muss
3 Ursachen der LRS : Der derzeitige Stand des Wissens . . . . 2 7
Dorle Sprenger
Faktoren der Lese- und Schreibkompetenz 27
Die gestörte Hardware 28
1. Die Genetik 29
2. Die Förderung 30
Fernsehen als erschwerender Faktor 32
3. Die Tagesform 32
Das Zusammenspiel der Faktoren 33
Alle drei Faktoren von schlechter Qualität 33
Alle drei Faktoren von guter Qualität 34
Faktoren von unterschiedlicher Qualität 35
Die Zeitachse 36
Psychologische Faktoren 36
4 Diagnostik: Jedes Kind ist anders - die Störung auch . . . 3 9
Dorle Sprenger, Jakob Sprenger
Wann soll die Diagnostik stattfinden? 39
Wer kann eine LRS diagnostizieren? 40
Wo werden die Untersuchungen durchgeführt? 41
Was gehört zu einer gründlichen Untersuchung? 41
Auditive Verarbeitungsstörung 42
Muss das wirklich sein? 43
Die Atmosphäre ist entscheidend 44
Komplexität der LRS 45
Bedeutung der weiteren Symptome 46
Begleitende Probleme 48
Warum die Kinder so belastet sind 49
5 Nicht die LRS ist das Problem, sondern die Scham 51
Dorle Sprenger
Wie entsteht Scham? 52
Das eigene Ich als Maßstab 52
Die Eltern als Maßstab 53
Die Anderen als Maßstab 54
Änderung des Ich-Ideals 55
Reaktionen auf die eigene Scham 56
VIII Inhalt
Stolz versus Scham 57
Der bewusste Umgang mit der Scham:
Scham verringern, Stolz vermehren 58
Ein geschützter Raum ist nötig 59
Aufgeben oder "jetzt gerade!"? 59
Universitätsstipendium für Legastheniker? 61
Der Teufelskreis der Legasthenie 61
6 Die gesamtgesellschaftliche Bedeutung:
Wer nicht schreiben lernt, geht in den Knast 63
Jakob Sprenger
Vorkommen 64
Umgang mit der LRS in anderen Staaten 68
Berühmte LRS-Betroffene 69
Fazit 70
7 Computertechnik und Social Media:
Muss man überhaupt noch schreiben lernen? 71
Jakob Sprenger
Das Rechtschreibprogramm 72
Suchmaschinen 74
Übersetzungsprogramme 74
Nachteile der Computernutzung 74
Social Media 75
Vor- und Nachteile sozialer Netzwerke 75
Fernsehen 77
8 Was tun, wer hilft? Unterstützungsmöglichkeiten
bei LRS 79
Ist der zu blöd? Die Reaktionen der anderen
9 Schule und LRS: Wie sage ich es meinem Lehrer? 83
Dorle Sprenger, Jakob Sprenger
Zusammenarbeit mit den Lehrern 83
Die weiterführende Schule 85
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus 85
Nachteilsausgleich ja oder nein? 87
10 Familiendynamik bei LRS 93
Dorle Sprenger
Mögliche Reaktionen auf die LRS 94
Die wütende Reaktion 94
Die ignorierende Reaktion 95
Die verfolgende Reaktion 96
Die schuldbeladene Reaktion 97
Die beklagende Reaktion 97
Die akzeptierende Reaktion 98
Umgang mit der eigenen Reaktion 99
Die Eltern miteinander 99
Welches Ziel verfolgen wir? 100
Wie soll das Ziel praktisch umgesetzt werden? 100
Die Geschwister 102
11 Weiterführende Schule und Fremdsprachen 105
Dorle Sprenger, Jakob Sprenger
Welches Gymnasium ist das richtige? 106
Gibt es ein Gymnasium, auf dem die Lehrer etwas von LRS verstehen? .. 106
Geht die Schule auf individuelle Besonderheiten ein? 106
Wie weit wird der Schulweg sein? 106
Die Suche nach der passenden Schule 107
Welche Fremdsprachen sind die richtigen? 107
Fremdsprachen in der weiterführenden Schule 108
Sprachreisen: eine Bewertung 115
12 Die Rolle der Erzieher: Triezen, stützen oder lassen? 119
Dorle Sprenger, Jakob Sprenger
Den sozialen Druck aushalten 119
LRS als Behinderung 120
Welche Fördermethode ist richtig? 121
Voraussetzungen für ein erfolgreiches Üben 123
Freiraum für weitere Interessen 125
Die langfristige Perspektive 126
13 Jetzt muss es auch alleine gehen 127
Jakob Sprenger
Die Oberstufe im UWC 127
Der Unterricht und die LRS 128
Hilfe von anderen 129
Umgang mit den Lehrern 130
Umgang mit Mitschülern 131
Fazit 132
14 Abschließende Bemerkungen 133
Dorle Sprenger, Jakob Sprenger
Literatur und Internetadressen 135