Eine Geschichte der Katastrophenbewältigung, wie sie der Genfer Historiker François Walter schreibt, steht also weit jenseits von modischem Katastrophismus und schön gruseliger Heraufbeschwörung aller möglichen und unumgänglichen Apokalypsen. Sie erweist vielmehr, dass die Antworten des 16. oder 18. Jahrhunderts auf das Unbegreifliche nicht etwa wertlos oder unbedeutend sind, bloß weil die Naturwissenschaft ein paar Schrittchen weitergekommen ist: Auch der Tsunami zu Weihnachten 2004 bleibt sinnlos.
Allein die abgewogene historische Darstellung dieser Kulturgeschichte lehrt, Naturkatastrophen zu unterscheiden, mit ihnen umzugehen, und vor allem, von diesen Katastrophen die menschengemachten, keineswegs katastrophenmäßig unberechenbar hereinbrechenden Risiken ökologischen Wandels z. B. des Weltklimas im Treibhauseffekt abzugrenzen.(Verlagstext) Wissenschaftsbuch des Jahres 2011
/ AUS DEM INHALT: / / /
Vorwort 9
Eine kulturgeschichtliche Perspektive 10
Die Lust an Katastrophen 15
I Die alten Gesellschaften sind keine Katastrophengesellschaften (16.-18. Jahrhundert) 27
1 Eine Theologie der Geschichte 28
1.1 Das Deutungsmuster der Vorsehung 29
1.2 Katholiken und Protestanten 34
1.3 Strafen oder mahnen? 46
2 Mehrschichtiges Wissen 54
2.1 Von der Vorsehung zu den Wahrscheinlichkeiten 55
2.2 Das physikotheologische Deutungsmuster und seine Weiterungen 64
3 Die bildliche Umsetzung 73
3.1 Das Ende der Zeiten 74
3.2 Die Katastrophe als Schauspiel und als Metapher fur die Gesellschaft 83
II Wechselfalle der Natur und soziale Bedrohungen (von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg) 95
4 Lissabon und der Blitzableiter 96
4.1 Die Erfindung des Blitzableiters 98
4.2 Das Erdbeben, ein literarisches Motiv? 101
4.3 Von der Plage zur Katastrophe 110
5 Geißel Gottes oder Plage der Natur? 116
5.1 Was ist nur aus der Vernunft geworden? 117
5.2 Der Schock der Cholera 122
5.3 Die gesellschaftliche Funktion der Medien 130
Von der Predigt zur Zeitschrift 131
Eine naturalistische Ideologie 134
Die Immoralität der Natur 138
6 Die prometheische Kultur 141
6.1 Die wissenschaftliche Einbildungskraft 142
6.2 Die Asthetik der Katastrophe 147
6.3 Die neuen Risiken und ihre Vorwegnahme 157
7 Die Apokalypse des Ersten Weltkriegs 163
7.1 Die Zukunftserwartungum 1900 164
7.2 Der Krieg in der Kunst 170
7.3 Welches Volk hat Gott erwahlt? 173
III Die Gesellschaft des Risikos und des Ungewissen (von 1918 bis heute) 181
8 Das Jahrhundert der Weltendammerung 183
8.1 Vom Alibi der Natur zu einer neuen Schuldzuweisung 184
8.2 Das Jahrhundert der Kriege und der Atomkraft 187
Der Zweite Weltkrieg und das absolute Böse 190
Das Ende der Geschichte 195
9 Die neuen Risikokulturen 202
9.1 Vom Risiko des Einzelnen zur Risikogesellschaft 204
9.2 Tabu, Siinde und Risiko 208
Religiositdt und Heiligkeit 208
Eine bartndckige Tendenz: die Wiederkehr der Deutungsmuster 212
9.3 Schutz, Pravention und Vorsorge 217
10 Die Pathologien der Hyperorganisation 226
10.1 Ein erneuter Wandel in der Wahrnehmung? 227
10.2 Die Ungewissheit bewaltigen 236
11 Die Streuung der Angste 244
11.1 Die Kunst der Katharsis 245
11.2 Neue globale Bedrohungen 251
11.3 Kritische Okologie als Philosophie 259
12 Der Alarmismus hat Hochkonjunktur 262
12.1 Die neuen Propheten 265
12.2 Eine neue Schimare 269
12.3 Aufgeklarter Katastrophismus 272
12.4 Die Spirale der Desaster 275
Schluss 287
Anhang
Anmerkungen 297
Im Text erwahnte Ereignisse 355
Literaturhinweise 359
Register 375
Zum Autor 385