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Die Zumutung

Roman
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Gruber, Sabine
Verfasser*innenangabe: Sabine Gruber
Jahr: 2003
Verlag: München, Beck
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Die Autorin Sabine Gruber verbindet in ihrem zweiten Roman „Die Zumutung“ so raffiniert wie kühn die Themen Liebe und Krankheit.Eine recht ungewöhnliche Art, eine Frau kennen zu lernen: Auf dem Gartenfest der Galeristin bittet Beppe, der gescheiterte Maler, die Kunsthistorikerin Marianne, die ihm gegenübersitzt, eindringlich um ihre Handtasche. Der dicke Mann auf dem Sofa ist sichtlich nervös, greift unter sich, schaut verzweifelt um sich, entreißt ihr schließlich die Tasche, öffnet sie – und bittet die Besitzerin auch noch, sich umzudrehen und vor ihn zu stellen.Was will er? Plötzlich steht Beppe auf, reißt Marianne mit sich nach draußen. „Darf ich wissen, was Sie vorhaben?“, fragt sie entrüstet auf der Straße. Die Gastgeberin dürfe nie etwas erfahren, bettelt Beppe, das müsse die Mitwisserin versprechen. Und dann erzählt er: Er habe sich auf die Couch fallen lassen und nicht bemerkt, dass der kleine Hund der Galeristin, ein Cihuahua, unter dem Kissen saß. „Ohne Sie säße ich wahrscheinlich noch immer auf dem Hund. Es knackte unter mir, als hätte der Holzrahmen des Sofas nachgegeben.“Gemeinsam entledigen sich die beiden des toten Hundes in der Handtasche an einem Gartenzaun und kehren, statt zur Party zurückzugehen, in einem Gasthaus ein. So verquer beginnt im zweiten Roman der 1963 in Südtirol geborenen, heute in Wien lebenden Autorin Sabine Gruber eine Liebesgeschichte: „Die Zumutung“.Schon vor der Szene auf dem Gartenfest allerdings hat der Tod zugeschlagen, weniger grell-kurios: Marianne, die Ich-Erzählerin, beschreibt ganz unaufgeregt ihre eigene Beerdigung, gewissermaßen aus dem Sarg heraus, der über den Freidhof getragen wird, vorbei an den Trauergästen, die vorerst nicht mehr als bloße Namen sind: Erna, Leo, Paul, Holztaler, auch Beppe.„Es wäre schön, wenn sich Enden so ergeben würden wie Anfänge“, hieß es schon 1996 in dem viel gelobten Debüt „Aushäusige“ – in ihrem neuen Roman hat die Autorin Anfang und Ende unauflösbar verwoben: „Die Zumutung“ ist ein raffiniertes Rätselspiel, klug konstruiert, das seine Geheimnisse erst nach und nach preisgibt. Erzählt eine Tote? Oder malt sich eine Lebende ihren zukünftigen Tod aus und stellt sich vor, wie ihre Eltern, ihre früheren und aktuellen Liebhaber reagieren würden? Deutlich wird bald: Es wird hier gegen den Tod anerzählt, auch mit der Beschwörung des eigentlich Unvorstellbaren - des eigenen Endes. „Man muß den Tod in ein Gespräch verwickeln, ihn ablenken“, so lautet der erste Satz des Buches.Welche Krankheit tatsächlich das Leben der Romanheldin bedroht, wird später erklärt: eine Nierenfehlfunktion, der nur durch Transplantation abgeholfen werden kann – so lange muß sich Marianne auf ein Leben als Dialysepatientin einstellen. „Ich könnte ein solches Leben nicht aushalten“, sagt erschrocken einer ihrer Freunde. Ihre trockene Antwort: „Ich auch nicht.“Die Krankheit ist in diesem Roman mehr als nur Metapher, sie hat vor allem die Funktion, den Außenseiterblick der Heldin zu beglaubigen, die sich in ihrem Körper nicht zu Hause fühlt. Doch wer ist schon ganz bei sich? Mariannes Lebensgefährte Paul forscht seit drei Jahren in Rom wie besessen nach dem Schicksal seiner jüdischen Familie; er will wissen „warum der italienische Teil der Familie meines Vaters überleben konnte, während alle anderen deportiert wurden.“ Ihr neuer Liebhaber Beppe verdient sein Geld als Dekorationsmaler, pinselt je nach Auftrag Märchenfiguren in die Wände von Kinderzimmern oder die drei Grazien ins Hallenschwimmbad. Der Schriftsteller Holztaler giert nach den Geschichten anderer, weil er sonst nichts zu erzählen hat. Und Erna, seine Ex-Geliebte, die stolz auf eine sie skizzierende Sexszene in einem seiner Romane ist, jagt von einem Mann zum anderen.Dazwischen ist Marianne fast so etwas wie ein ruhender Pol, freilich mit scharfer Zunge und unerbittlichem Blick auf ihre Freunde und sich selbst. „Andere vertreiben sich die Zeit, ich muß sie gewinnen“, sagt die Verletzliche. Anrührend die Szene, wo sie vor einer Operation zu einem jungen Fotografen geht und ihre noch heile Haut preisgibt – auch daraus erwächst eine kleine Liebesgeschichte, ganz unaufdringlich, ganz zart erzählt.Volker Hage, DER SPIEGEL

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Gruber, Sabine
Verfasser*innenangabe: Sabine Gruber
Jahr: 2003
Verlag: München, Beck
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Systematik: Suche nach dieser Systematik DR
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ISBN: 3-406-50264-4
Beschreibung: 220 S.
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Mediengruppe: Buch