Ein Reflex lähmt die politischen Debatten um den Klimawandel. Sobald es um Maßnahmen geht, die Einschränkungen bedeuten, ist die Empörung groß: Tempolimit? Der sichere Weg in die Ökodiktatur! Veggie-Day? Das wars mit dem Nackensteak! Dabei waren Verbot und Verzicht lange bewährte Instrumente, um Ressourcen zu schonen oder ökologische Krisen zu bewältigen. Man denke nur an das FCKW-Verbot. Philipp Lepenies untersucht die Ursprünge dieser eingeübten Fundamentalopposition. Er führt sie auf die neoliberale Haltung zurück, die im Staat einen Gegner sieht und individuelle Konsumentscheidungen über moralische und ökologische Bedenken stellt. Dieser Geist falsch verstandener Freiheit hat allerdings eine Politik des Unterlassens hervorgebracht, die sich scheut, das Offensichtliche auszusprechen: dass eine sozialökologische Transformation ohne Verbot und Verzicht nicht gelingen wird.
Inhalt
Die Unausweichlichkeit von Verbot und Verzicht - eine Vorbemerkung 7
Einleitung: Nachhaltige Entwicklung und Verbotspolitik 9
I Die Argumente des Unterlassens 27
Pervertierung 30 - Nutzlosigkeit 32 - Gefährdung 34 - Illegitimität 36
II Verzicht - Geldmachen und Affektkontrolle 41
Entgegenwirkende Leidenschaften 42 - Interesse 46
- Wirtschaftliche Tätigkeit 49 - Doux Commerce und
die zivilisatorischen Effekte des Geldmachens 33 -
Konsumverzicht und der Geist des Kapitalismus 61 -
Eigeninteresse und Allgemeinwohl 68
III Verbot - Der Staat als Gegner 74
Staat versus individuelle Freiheit: Hayek und der Weg in die
Knechtschaft 76 - Die Rolle des Individuums 86 -
Unerwarteter Erfolg 91 - Das Individuum als Held, der
Staat als Teufel: Ayn Rand 96 - Der Kampf um Ideen:
Unternehmer, Think-Tanks und die Mont Pelerin Society 100
- Die 24 Eier des Antony Fisher 111
- Chicago und die Verfassung der Freiheit 113 - Die Rhetorik
der Freiheit: Das neorömische Erbe Englands 121 -
Atlas 123 - Hayeks Ideen erstrahlen 132 - MiltonFriedman 140
- Das amerikanische Road to Serfdomi
Capitalism and Freedom 148 - Wettbewerb im Bil
dungssektor 142 - Die Friedman-Doktrin: Die Rolle
von Unternehmern 144 - Stockholm ruft 148 -
Fernsehen und Free to Choose 160 - Umwelt 163 -
Der Staat als Problem 168 - Sozialismus, überall Sozialismus! 171
IV Konsum I - Konsumentensouveränität und Douce
Consommation 178
Wenige konsumieren, alle werden glücklich 179 - Liebe
und Geltungskonsum 183 - Konsum und die Vorzüge
der Ungleichheit 186 - Von der Rückständigkeit des
Geldausgebens 189 - Verbraucherdemokratie 192
- Konsumentensouveränität 199
- Douce Consommation: Der milde, süße Konsum 212
V Konsum II - Konsumtristesse und ungebremste
Affekte 218
Massenkonsum als Realität und Ideal 219 - Konsumkultur 224
- Konsumkritik der Postmoderne 231 - Wiederkehr des Affekts 257
- Digitalisierung und Affekte: Der Konsument wird zum Tyrannen 240
Schluss: Politik aus dem Geiste des Unterlassens 241