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Freiheit die sie meinen

Ohnmacht, Müdigkeit und Todesfurcht ; Grenzen des Wissens und Könnens ; natürliche und gesellschaftliche Freiheit ; Gleichheit uund Gerechtigkeit
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Hacker, Friedrich
Verfasser*innenangabe: Friedrich Hacker
Jahr: 1978
Verlag: Hamburg, Hoffmann und Campe
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Heute können Menschen gezwungen oder manipuliert werden, das, was sie gemäß dem Willen ihrer Manipulateure und Zwingherren tun und unterlassen müssen, scheinbar freiwillig zu tun und zu unterlassen. Denn nicht nur äußeres Verhalten und innere Gedanken und Gefühle sind steuerungsfähig, sondern vor allem auch der in der intimsten Persönlichkeitssphäre angesiedelte freie Wille, das Erlebnis der Freiwilligkeit. Durch die totale Kontrolle einer totalen Institution kann auch der normale Erwachsene - zurückgeworfen auf ein frühkindliches Stadium äußerster Hilflosigkeit, nunmehr dem Kleinkind gleich, zu dem er reduziert wurde - erzogen, umerzogen, dressiert, trainiert und indoktriniert werden. Aus dieser meist nur allzu erfolgreichenErziehungsperiode´ geht ein gänzlich veränderter -neuer- Mensch hervor, jemand, der glaubt und glauben muß, daß er frei wählt und will, was ihm tyrannisch eingegeben und eingeimpft wurde. Freiheit, die sie meinen und bewilligen und auferlegen, wird dann zur einzigen, die es gibt und geben darf. Dies ist keine utopische, in die Zukunft projizierte Schreckvorstellung; in tausendfacher, rnillionenfacher, vielleicht sogar milliardenfacher Auflage werden durch Zwang, Erziehung und Umerziehung Menschen modelliert, gestaltet, gemacht´, die nicht nur völlig im Sinne ihrer Konstrukteure fühlen, handeln und frei wählen, sondern das, was ihnen aufgezwungen wurde, tatsächlich für den Ausdruck ihres eigenen wahren und freien Willens halten. Im subjektiv gültigen und ehrlichen Erlebnis der Opfer können die brutalen Folterknechte als hilfreiche Betreuer erscheinen; die Zwangskonversion wird zur Bekehrung umerlebt. Die Farce der Freiwilligkeit verbirgt und verfälscht die Tragödie dehumanisierter Unterwerfung.
Äußerster Zwang, der seine Anwendung als Hilfeleistung für das wahre Wollen seiner Opfer darzustellen imstande ist, feiert seine höchsten und unmenschlichsten Triumphe, wenn Vergewaltigung seitens der Unterdrücker vom Opfer selbst als dessen freie Entscheidung, authentische Wesensfindung und befreiende Tat (un-)wahrgenommen wird. Im individuellen Fall verdichten sich zuweilen die wichtigsten Fragestellungen und Antwortversuche einer Periode in eindringlich persönlichem Detail zur dramatisch sensationellen Darstellung der Problematik des Großen und Ganzen. Im Prozeß, der dem konkreten einzelnen gemacht wird, spiegeln sich symbolisch überhöht die gesellschaftlichen Prozesse und unausgetragenen Konflikte der Gemeinschaft wider, und eine Epoche hält, meist recht zögernd und widerwillig, Gerichtstag über sich selbst. Wie und warum im Falle der entführten, verführten, programmierten und entprogrammierten amerikanischen Millionärstochter Patty Hearst geurteilt, freigesprochen und verurteilt wurde, erhellt schlaglichtartig das Dilemma der Freiheit in unserer Zeit. Überdeutlich zeigen die komplizierten Wechselfälle der Patty-Hearst-Prozesse, wie hilflos die Freiheitsauffassung der freien Weit (nicht nur die des amerikanischen Strafverfahrens) dem neuen Problem der erzwungenen Persönlichkeitsveränderung gegenübersteht. Denn wird die Möglichkeit, Wirklichkeit und Wirksamkeit von persönlichkeitsverändernden Methoden, deren Resultat vom Betroffenen selbst als freiwillig empfunden wird, anerkannt, hätte dies unabsehbare rechtliche, moralische, politische und gesellschaftliche Folgen, die eine revolutionäre Umwälzung bisheriger Auffassungen und Institutionen bedingen würde; wird jedoch die Wirksamkeit dieser Methode abgestritten und trotz aller gegenteiligen Beweise an der grundsätzlichen Unbeeinflußbarkeit des autonomen freien Willens festgehalten, führt das Leugnen der Wirkung von Unmenschlichkeit zu krasser Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit. Gibt es keine anderen Alternativen? Friedrich Hacker (Vorwort aus "Freiheit, die sie meinen"', Hoffmann und Campe, 1978).
Hacker, Friedrich, * 19. 1. 1914 Wien, † 23. 6. 1989 Mainz (Deutschland), Psychiater und Psychoanalytiker. Emigrierte 1938 in die Schweiz, 1940 in die USA; Professor in Los Angeles; Gründer (1968) und Präsident der S.-Freud-Gesellschaft, wichtige Arbeiten zum Phänomen der Gewalt in der Massengesellschaft.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Hacker, Friedrich
Verfasser*innenangabe: Friedrich Hacker
Jahr: 1978
Verlag: Hamburg, Hoffmann und Campe
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.HS
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ISBN: 3-455-08928-3
Beschreibung: 1. - 50. Tsd., 480 S.
Schlagwörter: Freiheit, Manipulation, Persönlichkeitsveränderung, Verhaltensmanipulation
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Mediengruppe: Buch