Scheidungsverfahren, Erbschaftsstreitigkeiten, Tarifstreiks - oft kann Mediation den jeweiligen Kontrahenten zu Lösungen verhelfen. In vielen Bereichen ist das Verfahren schon Alltag, in anderen kommt es zunehmend zur Anwendung. Joseph Duss-von Werdt entwirft in diesem Buch locker und gut verständlich ein systemisch-konstruktivistisches Modell für das "Kommunikationssystem Mediation" und beschreibt dessen Folgen für die Praxis. Dabei geht er u. a. folgenden Fragen nach: - Was heißt Mediation begrifflich und geschichtlich? - Was bedeutet "vermitteln" als zwischenmenschlicher Vorgang? - Wie gestaltet sich dabei die Rolle des Vermittlers? - Wie verhält sich Mediation im Kontext von Demokratie und freier Marktwirtschaft? - Ist Mediation eher eine Haltung als eine Methode?
Aus den Antworten auf diese Fragen entsteht eine sichere Basis für alle, die beruflich mit Mediationen betraut sind.
"„Das ist doch keine Einführung!“ könnte eine erste Reaktion nach der Lektüre dieses blitzgescheiten, überraschenden und „ganz anderen“ Buches sein. „Doch“, könnte man darauf antworten, „sogar eine ganz besondere.“ Hier werden potentiell ganz unterschiedliche Zielpersonen eingeführt, solche, die vielleicht im grundliegenden Wortverständnis eingeführt werden wollen, da sie noch nicht eingeführt sind, und auch solche, die schon gut eingeführt sind: für alle eröffnen sich interessante Inhalte und alle können profitieren.Das ist kein Buch eines Kritikers oder Skeptikers, sondern eines wie es scheint glühenden Verfechters von Mediation und das macht es wertvoll für die Szene. Der Autor stellt sein Bild von Mediation zur Diskussion, er bezieht vor dem Hintergrund eines höchst humanistischen Weltbildes Stellung. Er bekennt sich hierbei insbesondere zur individuellen Autonomie, hier natürlich vornehmlich auch zu der von Mediatoren – dies als Qualität, System hin oder her. Das Buch zielt auf die Haltung, den „Ethos“. Eine (wenn nicht die) wesentliche Intention ist dabei die Aufforderung an alle Mediierenden zur ständigen reflexiven Auseinandersetzung mit der „personalen Kompetenz“. Eine wichtige Aufgabe und ein wirklich lesenswertes Buch." socialnet.de
AUS DEM INHALT
1. Wörter, Begriffe, Geschichte... 12
1.1 Mediatrix und Mediator ... 12
1.2 Blitzlichter in die lange Geschichte des neuen Alten ... 13
1.3 Begriffe und ihre Kontexte ... 16
Definitionen als Ein- und Ausschluss ... 16
Marken- und Marktzeichen in einer
bewirtschafteten Welt... 18
1.4 Durchsichtige Sprache ... 21
2. Den Blick „systemisch" und „konstruktivistisch"
einstellen... 23
2.1 Systemische Perspektive ... 23
Theorie von Humansystemen ... 24
Das Subjektive des Objektiven ... 25
„Ich bin im Bild" - das ich mir mache ... 26
2.2 Intersubjektiver Vorgang ... 27
Emotionale Resonanzen ... 28
2.3 Perspektivenkoordination ... 29
Menschen als Mitmenschen ... 29
2.4 Von vier Wirklichkeiten ... 30
2.5 Vom anfänglichen Dissens zum Konsens
über Wirklichkeit... 31
3. Mediation im Modell... 34
3.1 Das Modell ist keine Mediation ... 35
3.2 Unterscheide im Rollenpaar die Rollen ... 36
Komplementäre Rollen ... 38
3.3 Unterscheide System und Kontexte in Ko-Evolution ... 40
Personelle (informelle) Rollen ... 41
Kontexte im Geflecht formeller und
informeller Rollen ... 42
3.4 Unterscheide Probleme und Konflikte ... 43
Vermittlung löst primär Probleme, nicht Konflikte ... 45
3.5 Zwei äußere und ein inneres Auge der Mediatrix ... 46
. Ein System, das sich und seine Elemente selber erschafft... 48
4.1 Drei autonome Systeme in einem ... 48
Organismus ... 49
Psyche ... 49
Autonomie ... 50
Soziales System ... 50
4.2 Was die Bildung des Vermittlungssystems auslöst ... 51
4.3 Ist ein Mediator „Herr des Verfahrens"? ... 52
4.4 Ein Fahrplan für Werden und Vergehen ... 54
4.5 Wo (k)ein Wille ist, da ist (k)ein Weg ... 56
Bildung eines Willenssystems (1. Phase) ... 56
Unterschiede wahrnehmen, aushalten
und zu verstehen versuchen (3. Phase) ... 59
4.6 Erkennen und Anerkennen von unterschiedlichen
Perspektiven ... 60
Das autonome Kommunikationssystem... 65
5.1 Kommunikation, Information, Instruktion ... 65
5.2 Von der Unmöglichkeit, nicht zu kommunizieren ...66
Kommunikation, ein Fluss mit drei Strömungen ... 67
Deutung, Bedeutung und Missdeutung ... 68
Konsonanzen und Dissonanzen der drei Sprachen ...69
5.3 Das soziale System besteht und entsteht
aus Kommunikationen ... 70
Mediation als fokussierte Kommunikation
im abgegrenzten System ... 71
Kommunikationen als autonomes Gewebe ... 72
5.4 Gegenwart der Kommunikation ... 74
5.5 Die rechte Zeit... 75
5.6 Selbstauflösung zur „rechten Zeit" ... 76
6. Verstehen vermitteln... 77
6.1 Von Mensch zu Mensch ... 77
Menschenverstand ... 77
Sachverstand ... 78
6.2 Verstehen verstehen ... 79
„Hermetik des Anderen" -
Der Andere, das unbekannte Wesen ... 79
„Hermeneutik des Anderen" im Dialog ... 81
6.3 Vermitteltes Verstehen und verstehendes Vermitteln ... 84
7. Mediation - Demokratie und „freier" Markt... 86
7.1 Demokratie und Marktwirtschaft
als Umfeld der Vermittlung ... 86
Demokratie und Mediation, Mediation
als Demokratie ... 87
7.2 Demokratie und Mediation als Willenssysteme ... 89
7.3 „Freier" Markt, Demokratie und Mediation
in widersprüchlicher Spannung ... 92
8. Implizites Ethos und explizite Ethik... 97
8.1 Versuch einer Themenklärung ... 97
Ethos ist keine Ethik ... 98
8.2 „Implizites Ethos" ... 99
Ethik ist kein Ethos ... 100
8.3 Ethos der Kommunikation ... 101
Implizites Ethos des Mediators ... 102
Ethos im Kontext... 103
8.4 Ehre und Würde ... 104
8.5 Vermittlung, Macht, Gerechtigkeit... 106
Der Mensch ist des Menschen Mensch... 108
Literatur... 112
Verwendete Literatur ... 114
Weiterführende Literatur in kleiner Auswahl ... 116
Zeitschriften ... 115
Über den Autor ...118