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Vorbestellen	Zweigstelle: 07., Urban-Loritz-Pl. 2a	Standorte: PI.BP Freud S. / 3. Hess / College 3x - Magazin: bitte wenden Sie sich an die Infotheke / Bitte wenden Sie sich an die Infotheke College 3	Status: Verfügbar	Frist:	Vorbestellungen: 0

Jakob Hessing beschreibt Freud als einen Mann, der alle Vorbilder zurückweist, die sich ihm anbieten - den eigenen Vater, die angestammte Religion, die Grundsätze der modernen Medizin. Sein Menschenbild kehrt alle Werte um, die ihm überliefert sind, und Hessing macht die Psychoanalyse als ein Phänomen der Zeitenwende sichtbar. Sie entsteht in den Tagen der industriellen Revolution, im Schatten einer immer schneller werdenden Veränderung der Umwelt, einer immer größeren Entfremdung des Menschen von der eigenen Kultur. Freud selbst ist der Protagonist dieser Entwicklungen. Hessing zeichnet die Entscheidungen nach, die er auf seinem Lebensweg zu treffen hat, und ein besonderes Gewicht fällt dabei auf das metaphysische Dilemma, das er mit der Psychoanalyse zu lösen versucht. Als Jude an der Jahrhundertwende ist Freud den Bindungen des religiösen Kollektivs schon entwachsen, aber er empfindet seine Emanzipation zugleich als Verlust. Die Wahrheiten der Wissenschaft sind ihm kein vollwertiger Ersatz für die verlorengegangenen Normen und die Psychoanalyse gestallet sich zur Suche nach einem anderen heiligen Text, der die Funktion des alten Kodex übernehmen soll. Freud entdeckt sein neues Dogma in der Ödipussage, Hessing stellt die Phasen dar, in denen es sich auffaltet, und er profiliert den historischen Hintergrund. vor dem das Dogma seinen Sinn gewinnt: in der Sage des Vatermörders kehrt sich die Verheißung um, die der Gott der Bibel an den Stammvater Abraham ergehen ließ. Während das europäische Judentum seiner schwersten Stunde entgegengeht, nimmt Freud die endgültige Umkehrung vor, verwandelt er den Gottessegen über seinem Volk in den Fluch des Vaters, der ohne Nachkommen bleiben muß. Jakob Hessing wurde 1944 in einem KZ in Oberschlesien geboren. Nach der Befreiung flüchtete er mit seiner Familie in den Westen und lebte bis zu seinem Abitur in Berlin.1964 wanderte Jakob Hessing nach Israel aus, lebte zwei Jahre im Kibbuz, studierte dann Geschichte, Anglistik und Germanistik an der Hebräischen Universität in Jerusalem und wurde dort später Dozent für deutsche Literatur. Neben zahlreichen journalistischen Arbeiten trat er durch mehrere Übersetzungen moderner hebräischer Literatur ins Deutsche hervor. Besonders bekannt wurde er durch seine Biographie über Else Lasker Schüler.InhaltDanksagung 9Lücken. Eine Einleitung 11I. Am Kreuzweg 331. Der Höhlenführer 352. Ein Dilemma 393. Katharsis und Abwehr 584. Sexualität 805. Vom Gottesverlust 100II. Zeichen aus dem Grenzenlosen 1211. Das Gesetz 1232. Naturgeschichte eines heiligen Textes 1343. Todestrieb 204III. Moses und Ödipus 2431. Die Erbschuld 2452. Spätkultur 2623. In Rom und Griechenland 2944. Wiederkehr des Verdrängten 310Chronologisches Schriftenverzeichnis 343Namensregister 347