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In der Schule bei Freud

Tagebuch eines Jahres, 1912/1913
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Andreas-Salomé, Lou
Verfasser*innenangabe: Lou Andreas-Salomé. [Aus d. Nachlass hrsg. von Ernst Pfeiffer]
Jahr: 1958
Verlag: Zürich, Niehans
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

In seinem Nachruf zum Tode von Lou Andreas-Salomé schrieb Sigmund Freud (1856-1939), der Begründer der Psychoanalyse, voller Hochachtung: "Die letzten 25 Lebensjahre dieser außerordentlichen Frau gehörten der Psychoanalyse an, zu der sie wertvolle wissenschaftliche Arbeiten beitrug und die sie auch praktisch ausübte. Ich sage nicht viel, wenn ich bekenne, dass wir es alle als eine Ehre empfanden, als sie in die Reihen unserer Mitarbeiter und Mitkämpfer eintrat [...]" Und der Internist und Neurologe Viktor Freiherr von Weizsäcker (1886-1957) schrieb 1956:"[...] Der seltene Fall, dass jemand diese Wissenschaft tief genug begriffen und doch eine eigene Persönlichkeit geblieben war, ist mir weder vor- noch nachher so hilfreich begegnet wie bei Lou Andreas-Salomé."Lou Andreas-Salomé wurde als sechstes Kind des deutsch-baltischen Generals Gustav von Salomé (1804-1879) und seiner Frau Louise (1823-1912) geboren. Schon früh durch das vornehme und intellektuelle Elternhaus geprägt setzte sie sich mit philosophischen und existentiellen Fragen auseinander, was dazu führte, dass sie mit 16 Jahren aus der protestantisch-reformierten Kirche austrat. Trotzdem nahm sie 1880 in Zürich das Studium der Religionsgeschichte auf, das sie aber aufgrund einer schweren Erkrankung nach zwei Semestern abbrechen musste. Lou Andreas-Salomé entschied sich für die Laufbahn einer freien Schriftstellerin und entwickelte sich zu einer autarken Persönlichkeit. Sie führte im ausgehenden 19. Jahrhundert ein emanzipiertes Leben, was bei der bestehenden Dominanz der Männerwelt und den rigiden Moralvorstellungen nicht einfach zu verwirklichen war. Trotz allem - oder gerade deshalb - wurde sie von berühmten Zeitgenossen bewundert und geschätzt, umworben und geliebt. Sie bereiste die europäischen Großstädte, verfasste psychologische und religionsphilosophische Schriften, Rezensionen, Essays (für die "Freie Bühne" und "Das literarische Echo"), Erzählungen und Romane, in denen ihr außergewöhnlicher psychoanalytischer Sachverstand einfloss. Obwohl sie sich in ihren Arbeiten und in ihrer unkonventionellen Lebensweise für die Selbständigkeit und Freiheit der Frauen engagierte, stand sie sozialen und politischen Anliegen der Frauenbewegung reserviert gegenüber. Sie befand sogar: "Die Frau muß sich dem Manne in Demut, freiwillig und bereitwillig unterordnen." Ihre ungewöhnliche Bildung, ihr Interesse für Kunst und Wissenschaft, ihr weltläufiges Auftreten und nicht zuletzt ihre außerordentliche Schönheit machten Lou Andreas-Salomé für viele Männer anziehend und trugen zu ihrer bis heute anhaltenden geheimnisvollen Aura bei. Auf einer Romreise 1882 machte sie die Bekanntschaft des Philisophen Paul Rée und lebte mehrere Jahre mit ihm zusammen. Durch ihn lernte sie Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844-1900) kennen, der ihr einen Heiratantrag machte. Statt dessen verlobte sie sich aber 1886 mit dem Orientalisten Friedrich Carl Andreas (1846-1930), heiratete ihn 1887 und nahm seinen Namen an. Obwohl die Ehe bis zu Andreas´ Tod bestand, blieb sie eine rein platonische Verbindung, genauso wie die meisten Beziehungen zu vielen ihrer Bewunderern, Verehrern und Freunden - sie schätzte vor allem die intellektuelle Gemeinschaft mit interessanten Männern. Zu Ihren Freunden und Verehrern zählten unter anderem der Dichter Gerhart Hauptmann (1862-1946) und sein Freundeskreis, zu dem sie 1890 stieß, der Arzt und Dichter Arthur Schnitzler (1862-1931), der Dichter Hugo von Hofmannsthal (1874-1929), der Schriftsteller Maximilian Harden (1861-1930), der Naturwissenschaftler Wilhelm Bölsche (1861-1939) und viele andere, teils namhafte Persönlichkeiten ihrer Zeit.Allerdings hatte Lou Andreas-Salomé auch leidenschaftliche Liebesbeziehungen; die bekannteste war die der 35-jährigen zu dem 21-jährigen Lyriker Rainer Maria Rilke (1875-1926), mit dem sie ab 1898 mehrere Rußlandreisen unternahm, den sie fast religiös anbetete, und mit dem sie eine lebenslange Freundschaftverband. Ein Wendepunkt im Leben von Lou Andreas-Salomé trat ein, als sie im Jahre 1911 anläßlich der Teilnahme am Weimarer Kongreß der Internationalen Psychoanalytischen Gesellschaft zum Wiener Kreis der Psychoanalytiker stieß und die Psychoanalyse Sigmund Freuds kennenlernte. Begeistert las sie seine Schriften, besuchte ihn ab 1912 mehrmals in Wien, nahm an seinen berühmten "Mittwochsitzungen" und "Samstag-Kollegs" teil und schrieb unter anderem Aufsätze für die psychoanalytische Zeitschrift "Imago". 1921 schloß sie schließlich Freundschaft mit Anna (1895-1982), eine der drei Töchter Freuds. Im Jahre 1913 stieß Lou Andreas-Salomé auch zu den Diskussionsabenden Alfred Adlers (1870-1937). 1911 hatte Adler seinen "Lehrer" Freud und dessen orthodoxen psychoanalytischen Zirkel verlassen und mit seinem Verein für Individualpsychologie eine eigene tiefenpsychologische Schule begründet. 1913 nahm Lou Andreas-Salomé am Psychoanalytischen Kongreß in Berlin teil und gehörte auch zu den Gastrednern; 1921 wurde sie Mitglied der deutschen Psychoanalytischen Vereinigung. 1915 eröffnete Lou Andreas-Salomé in Göttingen, bereits im 50. Lebensjahr, eine eigene psychoanalytische Praxis. Obwohl sie nie eine Lehranalyse absolviert hatte, war sie hier bis zu ihrer schweren Krebsoperation 1935 erfolgreich als psychoanalytische Therapeutin tätig. Seit ihr Mann 1903 einen Ruf nach Göttingen erhalten und angenommen hatte, lebten sie hier in ihrem Haus "Loufried" am Hang des Hainberges, das nach ihrem Tode einer Neubebauung weichen mußte; seit 1972 erinnert ein Gedenkstein an sie und ihrem Mann.Lou Andreas-Salomés Leben und Werk wird heute vor allem mit den drei großen Repräsentanten der deutschen Geistesgeschichte in Verbindung gebracht, auf die sie entscheidenden Einfluß hatte: Nietzsche, Rilke und Freud. Weniger bekannt sind ihre umfangreichen schriftstellerischen Arbeiten und ihr Einfluß auf die Psychoanalyse und Psychotherapie. Aufgrund ihres Intellekts und ihrer eigenen Tätigkeit als Therapeutin hat sie außergewöhnlichen Einfluss auf wichtige Vertreter diese Fachrichtung wie Freud und Adler ausgeübt, der bis heute nicht aufgearbeitet ist. So lieferte sie wichtige Beiträge um die zentralen Themen Religion, Psychologie und Geschlechterbeziehung. Durch sie erhielt vor allem Freud in der lebenslangen Arbeits- und Freundschaftsbeziehung wertvolle Anregungen, insbesondere zur Theorie weiblicher Sexualität, zum Narzißmuß und zum Kunstschaffen.Zu Lou Andreas-Salomés wichtigen schriftstellerischen Arbeiten gehören unter anderem: "Im Kampf um Gott" (1883), "Henrik Ibsens Frauen-Gestalten" (1892), "Friedrich Nietzsche in seinen Werken" (1894), "Ruth" und "Aus fremder Seele" (1896), ferner "Fenitschka", "Eine Ausschweifung", "Im Zwischenland" und "Tagebuch einer Rußlandreise" (alle vier um 1900), "Rodinka" (1903; 1923 veröffentlicht), "Die Stunde ohne Gott" und "Die Erotik" (beide 1909/1910; 1921 veröffentlicht), "Briefe an einen Knaben" (1917), "Narzißmund als Doppelrichtung" (1922). Posthum erschienen ihr Lebensrückblick "Mein Dank an Freud" (1931; 1951 veröffentlicht), ihre Briefwechsel mit Rilke (1952) und Freud (1966) sowie ihre Tagebücher "In der Schule bei Freud" (1958).

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Andreas-Salomé, Lou
Verfasser*innenangabe: Lou Andreas-Salomé. [Aus d. Nachlass hrsg. von Ernst Pfeiffer]
Jahr: 1958
Verlag: Zürich, Niehans
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.HPP
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ISBN: 3-456-30005-0
Beschreibung: 300 S. : Ill.
Schlagwörter: Andreas-Salomé, Lou, Tagebuch 1912-1913, Andreas Salomé, Lou, Andreas, Lou, Lou, Henri [Pseud.], Lou, Henry, Salomé, Lou Andreas-, Salomé, Lou [Früherer Name], Salomé, Lou von, Salomé, Louise, Salomé, Louise von
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Pfeiffer, Ernst
Mediengruppe: Buch