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Taubblinden-Assistenz

ein Lehrbuch
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Arbeitsgemeinschaft der TBA-Qualifizierungsinstitute AGTI
Verfasser*innenangabe: Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der TBA-Qualifizierungsinstitute (AGTI). [Sven Fiedler und 15 weitere]
Jahr: 2024
Verlag: Heidelberg, Median-Verlag von Killisch-Horn
Mediengruppe: Buch
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Vorbestellen Zweigstelle: 07., Urban-Loritz-Pl. 2a Standorte: PN.LH Taub / College 3e - Pädagogik / Regal 329 Status: Verfügbar Frist: Vorbestellungen: 0

Inhalt

Weder Hören noch Sehen zu können, das ist in unserer Gesellschaft unvorstellbar. Das Wort taubblind wird immer noch selten verwendet und kommt vielen schwer über die Lippen. Erst seit wenigen Jahren findet sich der Begriff Taubblindheit in Wikipedia. Taubblindheit führt unweigerlich zu Isolation, wenn nicht aktive und spezifische Unterstützung erfolgt. Die Anerkennung von Taubblindheit als eigenständiger Behinderung mit spezifischem Unterstützungsbedarf geht auch nach einem einstimmigen Beschluss der Arbeits- und Sozialministerkonferenz in 2012 schleppend voran. Für die meisten taubblinden Menschen sind Folgen der Ratifizierung der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung (UN-BRK) im Jahre 2009 immer noch nicht spürbar. Ein spezifischer und hoher Unterstützungsbedarf ist erforderlich, um eine gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft und ein selbstbestimmtes Leben zu gewährleisten. Die Taubblindenassistenz stellt eine ganz wesentliche Unterstützungsleistung dar. Ausgebildete Taubblindenassistenten und Assistentinnen bemühen sich seit vielen Jahren um ein klares Berufsbild. Sie haben das berechtigte Interesse, von ihrer Arbeit leben zu können. Gleichzeitig kämpfen taubblinde Menschen für eine gesetzliche Grundlage, um Assistenzbedarf geltend machen zu können.
 
Taubblinde Menschen beschreiben die Assistenz als "Tor zur Welt". Assistenz gleicht die Einschränkungen in Mobilität und Kommunikation aus, sie stellt eine Schnittstelle zur ferneren, nicht tastbaren Umwelt und zu anderen Menschen dar. Nur mit Assistenz können taubblinde Menschen ihre gewohnte Umgebung verlassen, in die Gesellschaft gehen, Gespräche mit anderen Menschen führen, teilhaben. Was sie nicht sehen und nicht hören, vermittelt ihnen die Assistenz. Auf der Basis dieser Informationen entscheiden Sie selbst ihre Schritte. Sie lassen sich führen, aber sie bestimmen den Weg. Sie lassen sich informieren, aber sie entscheiden worüber und bewerten die Information selbst. Sie bleiben die Handelnden, die Aktiven, sie bestimmen selbst für sich, die Assistenz ermöglicht die Umsetzung eigener Aktivitäten. Assistenz hat nichts mit Betreuung zu tun und ist weit mehr als Begleitung. Sie schafft die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben und gleichberechtigte Teilhabe im Sinne der UN-BRK. Ohne Qualifizierung ist Taubblindenassistenz undenkbar. Viel Wissen ist erforderlich, viele Kommunikationstechniken müssen beherrscht werden. Hinzu kommen umfangreiche Kenntnisse hinsichtlich der medizinischen Krankheitsbilder und ihrer Auswirkung, der rechtlichen Möglichkeiten und Ansprüche, der Hilfsmittel und Führtechniken und nicht zuletzt der psychischen und psychosozialen Auswirkungen. Neben den fachlichen Inhalten sind praktische Erfahrungen wesentlich, um Sicherheit im Umgang mit taubblinden Menschen zu bekommen.
 
Dieses erste Lehrbuch zur Taubblindenassistenzausbildung trägt nicht nur dazu bei, die Taubblindenassistenz-Qualifizierung voranzubringen und den Lernenden Orientierung und wertvolle Inhalte zu vermitteln. Es ist auch ein wichtiger Bestandteil, ein neues Berufsbild voranzubringen. Das ist dringend notwendig, um mehr Menschen für diesen Beruf zu gewinnen. Aktuell gibt es ungefähr 100 qualifizierte Assistenten/innen deutschlandweit. Wenn man von den im Gutachten des Gemeinsamen Fachausschusses hörsehbehindert taubblind geschätzten 2.500-6.000 Taubblinden in Deutschland ausgeht - das ist eine eher vorsichtig zu bewertende Schätzung - , so stehen bei 100 qualifizierten Assistenten/innen maximal 30 Minuten bis 2 Stunden pro Woche für einen taubblinden Menschen zur Verfügung. Davon gehen An- und Abreisezeiten noch ab. Außerdem sind die meisten qualifizierten TBA leider nur stundenweise ehrenamtlich oder nebenberuflich aktiv. Dies zeigt sehr deutlich, wie drastisch die Versorgungslücke ist. Nur eine winzig kleine Minderheit der Betroffenen kommt bislang in den Genuss von qualifizierter Assistenz. Viele Untersuchungen weisen zudem daraufhin, dass die Zahl taubblinder Menschen weit höher ist, so geht die Studie "Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Hörschädigung in unterschiedlichen Lebenslagen in NRW" bereits von zirka 8.800 Betroffenen in Deutschland aus. Die Assistenzausbildung wird folglich in der Zukunft massiv ausgeweitet und verstärkt werden müssen, um den Rechten taubblinder Menschen gerecht zu werden. Dieses Buch bildet eine wichtige Grundlage für eine einheitliche und umfassende Qualifizierung in ganz Deutschland.
 
So wie der Gelähmte ohne Rollstuhl und entsprechende bauliche Maßnahmen nicht an der Gesellschaft teilhaben kann, so ist es dem Taubblinden nur mit qualifizierter Assistenz möglich, an der Gesellschaft teilzuhaben. Bleibt zu wünschen, dass qualifizierte Taubblindenassistenz so bald wie möglich für jeden taubblinden Menschen ebenso selbstverständlich zur Verfügung steht, wie ein Rollstuhl für den Gelähmten.
 
Inhaltsverzeichnis
 
Vorstellung des Herausgebers »AGTI« ............................................. 7
 
Vorwort (Irmgard Reichstein) ............................................................... 9
 
Einleitung (Almuth Kolb) ....................................................................... 11
 
1 . TaubblindheitHorsehbehinderung-ieinÜberblick ....................... 21
1.1 Medizinisches ............................................................................ 23
1.1.1 Funktionsweise des Auges (Ines Hübschmann) ................... 23
1.1.2 Funktionsweise des Ohres ............................... 31
1.2 Facetten von Taubblindheit/Hörsehbehinderung -
angeboren, erworben, altersbedingt (Andrea Wanka) ............... 39
1.3 Sozialisation taubblinder
(Susanne Günther-Wick) ........................................................... 49
1.4 Lebenssituation taubblinder Menschen
(Susanne Günther-Wick) ........................................................... 57
1.5 Menschen mit angeborener Taubblindheit/
Hörsehbehinderung - oft vergessen,doch auch auf
Taubblinden-Assistenz angewiesen (Andrea Wanka) ................ 65
 
2. Kommunikation und Information - ein Einblick 77
2.1 Kommunikation von und mit Menschen mit Taubblindheit
und Hörsehbehnderung
(Andrea Wanka, Margherita Hepp) ............................................ 79
2.2 Vermittlung visueller Informationen ¡n taktiler Gebärden-
Sprache und in Kleinraumgebärden (Uwe Zelle) ....................... 93
 
3. Rehabilitation ..................................................................................... 99
3.1 Rehabilitation (Karlheinz Jacobs ) ........................101
3.2 Rehabilitationsunterricht für taubblinde Menschen:
Orientierung und Mobilität sowie LPF (Karen Finke) ........................ 105
3.3 Taubblinde Menschen sicher führen (Karen Finke) ............ 113
3.4 Hilfsmittel ................................................................................... 121
3.4.1 Sinnesspezifische Hilfsmittel im Überblick
(Irene Kurock) ................................................................... 121
3.4.2 Erfahrungen mit Hilfsmitteln (Sven Fiedler) ...................... 137
 
4. Rechtliche Aspekte im Kontext TBA (Tanja Rudnik) ............... 139
 
5. Psychologie - Psychische und psychosoziale Folgen
von Taubblindheit (Kerstin Rießbeck, Heike Klier) ........................ 167
 
6. Assistentenselbstverständnis
Was bedeutet Assistenz/Taubblinden-Assistenz? -
Wege zur Selbstbestimmung und Teilhabe (Marja Hummert) ............ 201
 
7. Einblick in die Praxis: Fallbeispiele (Judith Willekens) ............ 221
 
8. Wissenswerte Kontakte (Hille Bruns, Claudia Preißner) ............ 241
 
9. Literaturempfehlungen (Annika Olschok) ............................ 259
 
10. Die Autoren ....................................................................................269

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Arbeitsgemeinschaft der TBA-Qualifizierungsinstitute AGTI
Verfasser*innenangabe: Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der TBA-Qualifizierungsinstitute (AGTI). [Sven Fiedler und 15 weitere]
Jahr: 2024
Verlag: Heidelberg, Median-Verlag von Killisch-Horn
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PN.LH
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ISBN: 978-3-941146-61-7
2. ISBN: 3-941146-61-0
Beschreibung: 3., unveränderter Nachdruck der Auflage 2015, 275 Seiten : Illustrationen
Schlagwörter: Behinderter Mensch, Berufliche Qualifikation, Hörschädigung, Persönliche Assistenz, Sehbehinderung, Taubblindheit, Behinderte, Menschen mit Behinderungen, Versehrter
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Fiedler, Sven; Finke, Karen; Günther-Wick, Susanne; Hübschmann, Ines; Hepp, Margherita
Sprache: Deutsch
Fußnote: Enthält Literaturangaben
Mediengruppe: Buch