Verlagstext:
Die Zehn Gebote markieren soziale Konfliktstellen bei Tieren wie Menschen, an denen der einzelne sich Vorteile auf Kosten der anderen verschaffen kann. Biologen können zeigen, warum sich von Natur her keine Lebensordnung einstellt, die das verhindert, und warum entsprechende ethische Normen erst für den Menschen geboten und verpflichtend sind.
Zwar spiegeln sich in unserer Kultur und in unseren Gesetzen die Zehn Gebote wider, sie werden aber, wie in der gesamten belebten Schöpfung, regelmäßig übertreten. Die biologisch-natürliche Interpretation dieses Zustandes ist von der philosophisch-theologischen radikal verschieden. Und das führt zu bislang unaufgelösten Widersprüchen zwischen dem, was ein Mensch naturwissenschaftlich über die Schöpfung wissen kann, und dem, was er religionsverpflichtet über sie zu glauben hat, und letztlich zu Zweifeln, wie er sich gemäß dem einen oder anderen verhalten soll.
Das Problemfeld sachlich falscher Glaubenswahrheiten und auf missverstandenen Naturgegebenheiten beruhender Moralvorschriften beschäftigt Wolfgang Wickler schon seit etlichen Jahren. Im vorliegenden, für geistes- und naturwissenschaftlich Interessierte verständlich geschriebenen Buch verweist er auf die Notwendigkeit, den Vorgang der natürlichen Evolution unter frequenzabhängiger Selektion zu verstehen, der in philosophisch-theologischer Sicht als Mechanismus der Schöpfung erscheint. Betont wird auf der einen Seite die Sonderstellung des Menschen durch organische und kulturelle Evolution; auf der anderen Seite die mangelhafte philosophische Auslegung biologischer Gegebenheiten, seien es unvermeidliche historische Reste, die nutzbar werden, oder kontinuierliche Entstehungen, die künstliches Grenzenziehen erfordern, etwa im Kontinuum der menschlichen Embryogenese.
/ AUS DEM INHALT: / / /
Vorwort V
1 Gebote: Verkehrsregeln fürs Zusammenleben 1
Literatur 6
2 Natürliche Moral? 7
Literatur 10
3 Predigtmärlein 11
Literatur 18
4 Evolution als Schöpfung 19
4.1 Kennzeichen der Evolution 25
4.2 Organische Evolution 26
4.3 Stammbaum-Rekonstruktion 28
4.3.1 Übliche Darstellung 30
4.3.2 Vernetzter Stammbaum 33
4.4 Kulturelle Evolution 34
4.5 Organische und kulturelle Evolution im Vergleich 38
4.6 Sprachen-Evolution 40
4.7 Selektion 41
4.8 Normen-Evolution 43
4.9 Genom-Kultur-Koevolution 45
4.10 Zufälligkeiten 49
Literatur 51
5 Frequenzabhängige Selektion 55
5.1 Das unökonomische Geschlechterverhältnis 56
5.2 Evolutionäre Gleichgewichte 61
Literatur 62
6 Evolutionär Neues 65
6.1 Neuerungen aus biologischer Sicht 66
6.1.1 Zusammenschluss verschiedener Organismen 67
6.1.2 Vervielfältigung und Spezialisierung 70
6.1.3 Selbstorganisation 73
6.1.4 Emergenz 75
6.2 Neues aus philosophisch-theologischer Sicht 77
Literatur 79
7 Epigenetik 81
Literatur 84
8 Konkurrenz, Kooperation, Altruismus und biologische Märkte 85
8.1 Konkurrenz und Kooperation 85
8.2 Altruismus 87
8.3 Biologische Märkte 89
Literatur 92
9 Typische Konfliktsituationen in tierischen Sozietäten 95
9.1 Artgenossen töten 95
9.1.1 Gruppenkämpfe 96
9.1.2 Rivalenkämpfe 98
9.1.3 Geschwistertötung 102
9.1.4 Infantizid 105
9.2 Behinderungen der Paarbildung 110
9.2.1 Divergierende Interessen der Partner 110
9.2.2 Störende Interessen Dritter 111
9.3 Stehlen 113
9.4 Taktisches Täuschen 116
9.4.1 Soziale Mimikry 119
9.5 Die Älteren ehren 122
Literatur 124
10 Die Besonderheit des Menschen 129
10.1 Die Besonderheit des Menschen aus biologischer Sicht 130
10.1.1 Erfahrungen und Erwartungen 131
10.1.2 Voraussicht beim Menschen 136
10.1.3 DasAvunkulat 138
10.2 Die Besonderheit des Menschen aus biblischer Sicht 140
10.2.1 Ein ökologisches Gebot 140
10.2.2 Die Allmende-Regelung 145
10.3 Die Seele 147
10.3.1 Die aristotelische Seele 147
10.3.2 Die Seele in der Evolution 150
10.3.3 Die menschliche Geistseele 152
10.3.4 Die unsterbliche Seele 154
Literatur 156
11 Die Herkunft des Menschen 159
11.1 Die Herkunft des Menschen aus biologischer Sicht 159
11.2 Mitochondrien-"Eva" und Y-Chromosom-"Adam" 163
11.3 Die Herkunft des Menschen nach biblischer Schilderung 166
11.4 Die Herkunft des Menschen aus theologischer Sicht 168
Literatur 171
12 Biologie und Theologie des Bösen 173
12.1 Biologie und Kant 174
12.2 Konrad Lorenz und Joseph Ratzinger 176
12.3 Die Legende von der Erbsünde 179
12.3.1 Wirksamkeit der Erbsünde 180
12.3.2 Theologie des Monogenismus 182
12.3.3 Sachlich falsche Glaubenswahrheiten ... 185
12.4 Tod und Sterben 190
Literatur 193
13 Historische Reste 195
13.1 Historische Reste als Ballast 197
13.2 Historische Reste als Basis für Neues 200
13.2.1 Lehrbuchbeispiele aus dem Körperbau .. 200
13.2.2 Bizarre Kopulationsmethoden 201
Literatur 202
14 Evolutionsstufen der Sexualität 203
14.1 Ergänzungssexualität 203
14.2 Reproduktionssexualität 204
14.3 Soziosexualität 205
14.4 Einige soziosexuelle Signale von Primaten einschließlich des Menschen 207
14.4.1 Der Phallus als Machtsymbol 207
14.4.2 Die Kopula als Zeugnis der Macht 209
Literatur 209
15 Sexualität aus theologischer Sicht 211
15.1 Theologische Deutung der Sexualität 211
15.2 Päpstliche Deutung der Sexualität 214
15.3 Sexualität und Familienstruktur 219
Literatur 225
16 Grenzen ziehen im Kontinuum 227
Literatur 231
17 Die Menschenwürde 233
17.1 Würde und Person 234
17.2 Die Würde des Klons 235
17.3 Der werdende Würdeträger 244
17.4 Der naturgemäße Embryo-Mutter-Konflikt 250
17.5 Kontinuierliche Würde 255
17.6 Potenzialität der Körperzellen 261
Literatur 264
18 Sinnsuche 267
18.1 Schein-Ziele in der Natur 270
18.2 Arterhaltung und Da-Sein des Menschen als philosophische Zielvorgaben 272
Literatur 276
19 Harmonisierung von Wissens- und
Glaubensinhalten? 279
Literatur 283