Ein Rechtsanwalt aus Berlin, der fern der Heimat eine deutschsprachige Radiosendung gründet, ein junger Mediziner mit musikalischer Ausbildung, der den Chorgesang populär macht, ein kleiner Junge, der von Indianern und Krokodilen träumt und später Regisseur wird, eine junge Frau mit Kind und einem blinden Ehemann, die auf dem Land ein Hotel eröffnet und Gedichte schreibt – sie und etwa 10.000 andere fanden als von den Nazis verfolgte Juden Zuflucht in Uruguay.
Das Buch zeichnet das Schicksal der Emigranten nach und zeigt, in welchem Ausmaß sie in NS-Deutschland ausgeplündert und entrechtet wurden; wie schwierig es unter diesen Bedingungen war, Deutschland zu verlassen, ein Aufnahmeland zu finden und die Ausreise zu organisieren. Und es beschreibt die Möglichkeiten, die ihnen Uruguay bot, wo sie offen aufgenommen wurden. Sie konnten dort arbeiten, sich politisch organisieren und bekamen Unterstützung von der ortsansässigen Bevölkerung.
Obwohl Uruguay in Relation zu seiner Einwohnerzahl mehr Flüchtlinge aufnahm als etwa Argentinien oder die USA wurde das kleine Land in Südamerika als Exilland bisher kaum wahrgenommen.
Sonja Wegner, die für ihre Studie in der Einwanderungsbehörde von Montevideo akribisch recherchiert hat, ist eine beeindruckende Länderstudie zum deutschsprachigen Exil gelungen, die eine wichtige Forschungslücke schließt. Dabei zitiert sie aus zahlreichen Interviews, Briefen und Akten mit dem Ziel, den Emigranten ihre Stimme zurückzugeben und sie als handelnde Personen in den Vordergrund zu stellen. Porträts, Fotos und Dokumente runden den liebevoll illustrierten Band ab. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort 7
Einleitung 9
Teil I: Wege ins Exil 21
1. Die Situation im Deutschen Reich
und ihre Auswirkungen auf die Auswanderung 23
2. Zwischen legaler Auswanderung und Flucht -
die wirtschaftliche Ausplünderung der deutschen Juden 33
3. Jüdische Selbsthilfe für Auswanderer 52
4. Internationale Hilfe: Der Völkerbund
und die Konferenz von Evian 66
5. Fluchtwege und Anzahl der Emigranten 79
6. Emigration nach Uruguay ¿
der Verlauf der Einwanderung - Individuelle Beispiele 90
Exkurs I: Das Modehaus Hirschfeld in Hamburg 121
Exkurs II: Familie Herz emigriert 128
Teil II: Uruguay - ein unbekanntes Land 137
1. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung bis 1929 139
2. Weltwirtschaftskrise und Diktatur 1930¿1938 144
3. Die Rückkehr zur Demokratie unter Baldomir 1938-1942 149
4. Uruguays Einwanderungsgesetzgebung 155
5. Die deutsche Kolonie in Uruguay,
die Auslandsorganisation der NSDAP und
die Auswirkungen auf das deutsch-uruguayische Verhältnis 167
6. Die Versenkung der »Graf Spee« -
Der Zweite Weltkrieg in Montevideo 180
7. Negative Reaktionen auf die jüdische Einwanderung
in Uruguay 186
8. Jüdisches Leben in Uruguay vor 1933 203
Teil III: Das Leben in der Emigration 211
1. Erwerbstätigkeit, Existenzgründung
und Lebensbedingungen der Emigranten 213
2. Einige Versuche im Landesinneren und außerhalb
von Montevideo 248
3. Kinder und Jugendliche im Exil 252
Exkurs: Annemarie Rübens und ihr Engagement für die Kinder 262
4. Die deutsch-jüdische Gemeinde in Montevideo ¿
Nueva Congregacion Israelita 269
5. Rundfunk im Exil - »La Voz del Dia« 287
6. Emigrationstheater in Montevideo: Die Komödie 303
7. Politische Aktivitäten der Emigranten 312
Teil IV: Kriegsende - Das Ende des Exils? 325
Die Globke-Affäre in Uruguay 327
Wiedergutmachung und Rückkehr 330
Politisch motivierte Rückkehr(versuche) 333
Die junge Generation bricht auf 336
Erneutes Exil 340
Uruguay-Emigranten und die Suche nach Nazitätern 343
Schlussbetrachtung 345
Quellen-, Literatur- und Abbildungsverzeichnis 349
Ungedruckte Quellen, Archivalien 349
Mündliche und schriftliche Mitteilungen 349
Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren 351
Memoiren, Erlebnisberichte, autobiographische Schriften,
Briefe, Interviews 352
Handbücher, Nachschlagewerke 354
Monographien und Aufsätze 356
Abbildungsnachweis 368
Personenindex 369