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Wirklichkeitssinn

ideengeschichtliche Untersuchungen
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Berlin, Isaiah
Verfasser*innenangabe: Isaiah Berlin ; hrsg. von Henry Hardy
Jahr: 1998
Verlag: Berlin, Berlin-Verl.
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Als der englische Philosoph und Ideenhistoriker Sir Isaiah Berlin im November letzten Jahres im Alter von 88 Jahren verstarb, feierten ihn die Nachrufe als einen der größten Vertreter jenes Liberalismus, der am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts gesiegt habe. Schon seine Herkunft als Russe, Jude und Bourgeois - Berlins Vater war Holzhändler in Riga - mußte ihn zum Gegner der zerstörerischen politischen Ideen des Jahrhunderts machen. Wäre Berlin nicht schon 1921 nach England gekommen, so hätte er entweder dem sowjetischen Kommunismus oder dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer fallen müssen. Berlin, dessen erste Sprache das Deutsche war, während er Russisch erst vom dritten Lebensjahr an sprach, hat das gewußt. Ähnlich wie sein zehn Jahre älterer Landsmann Vladimir Nabokov, der Sohn eines russischen Grafen und Reformpolitikers, hat er die leninistische Diktatur von Anfang an abgelehnt. Anders als Nabokov, der Lenins Humanität wegwerfend in das Bild einer toten Ratte am Boden einer Kanne Milch faßte, hat Berlin sich sein Leben lang argumentativ mit der kommunistischen Utopie auseinandergesetzt. Und er hat ein Freiheitsdenken entwickelt, das der totalitären Versuchung den stärksten Widerstand entgegensetzte. Dabei half ihm die vollkommene Assimilation an seine neue englische Heimat. Die Briten haben ihn als einen der Ihren anerkannt, ihn nicht nur geadelt, sondern sich in der akademischen Welt so sehr zu ihm bekannt, daß der Satz "I am a Berliner" zu einem Erkennungszeichen in Oxford und Cambridge wurde. Wenn jetzt ein umfangreicher Band mit Essays - etwas anderes als Essays hat Berlin kaum geschrieben - unter dem Titel "Wirklichkeitssinn" erscheint, dann muß dieser Titel programmatisch und dieser letzte einer längeren Reihe von auch ins Deutsche übersetzten Bänden wie ein Vermächtnis wirken. Die neue Sammlung enthält aber keineswegs vorwiegend Arbeiten aus Berlins letzten Jahren. Die neun Abhandlungen entstammen den Jahrzehnten seit den fünfziger Jahren; gerade zwei Kernstücke, materialreiche Darstellungen des marxistischen und sozialistischen Denkens, wurden in der Zeit des Kalten Krieges, lange vor 1989 verfaßt. Aus dieser Zeit stammen auch zwei Essays über den Nationalismus, was insofern buchenswert ist, als die Problematik nationaler Emotionen erst durch den Zerfall des sowjetischen Blocks wieder auf die Agenda des westlichen Denkens gekommen ist. Berlin war da hellsichtiger, oder anders gesagt: er hatte das längere, dauerhaftere Gedächtnis.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Berlin, Isaiah
Verfasser*innenangabe: Isaiah Berlin ; hrsg. von Henry Hardy
Jahr: 1998
Verlag: Berlin, Berlin-Verl.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GS.AT
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ISBN: 3-8270-0141-2
Beschreibung: 475 S.
Schlagwörter: Aufsatzsammlung, Ideengeschichte, Beiträge, Sammelwerk
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Hardy, Henry [Hrsg.]
Fußnote: Aus dem Engl. übers.
Mediengruppe: Buch