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Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Rickert, Heinrich
Verfasser*innenangabe: Heinrich Rickert. Mit einem Nachw. hrsg. von Friedrich Vollhardt
Jahr: 1986
Verlag: Stuttgart, Reclam
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Rickerts Unterscheidung der Kultur- und Naturwissenschaften ist philosophiegeschichtlich einflußreich geworden. Dabei bestimmt Rickert: "Kultur ist nicht bloss Kunst, Religion und Philosophie, sondern auch Wirtschaft, Gesellschaft, Technik, Erziehung und Politik..., Kultur umfasst alles, was Bedeutung und Wert hat." (Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, 7. Auflage, 1986 Stuttgart, Reclam). Naturwissenschaft ist nomothetisch und sucht allgemeine Gesetze, die Geisteswissenschaft ist idiographisch und sucht die jeweils besonderen Tatsachen, vor allem die historischen. "Nach positivistischem Vorbild orientiert der südwestdeutsche Neukantianismus das erkenntnistheoretische Problem am Begriff der historischen Tatsache. Tatsachen werden als Gegenstand der Erkenntnis konstituiert in den Naturwissenschaften durch Methoden der Generalisierung des Gegebenen (nomothetisches Verfahren), die es auf allgemeine Gesetze zurückführen. Der Einzelfall interessiert hier niemals für sich selbst, im Unterschied zur Geschichtswissenschaft, die sich gerade mit Einzelnem befaßt, mit dem Zeitalter des Barock, mit Napoleon, mit dem neuzeitlichen Naturrecht usf. Die historische Tatsache, der Erkenntnisgegenstand der Geschichtswissenschaft, muß auch erst konstituiert werden. Das geschieht durch eine der naturwissenschaftlichen Generalisierung logisch entgegengesetzte Methode, der Individualisierung (idiographische Methode). Unter den vielerlei Tatsachen, die dem Historiker beispielsweise für das 19. Jahrhundert gegeben sind, trifft er eine Auswahl, und das Auswahlprinzip ist der Begriff der Kulturbedeutsamkeit oder des Wertes. Natur ist das Sein von Tatsachen unter Gesetzen, Kultur das Sein von Tatsachen unter Werten." (Riedel, S. 331) Das Begriffspaar 'nomothetisch- idiographisch', das von dem Philosophen Heinrich Rickert (Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung, Leipzig 1902) um die Jahrhundertwende als Klassifikationsinstrument für die Einteilung der Wissenschaften eingeführt und begründet wurde, bringt den Grundsatzstreit über die spezifischen Aufgaben und Methoden geisteswissenschaftlicher, individuell-konkreten Sinnzusammenhängen und Geschehnissen zugewandter Wissenschaftsgruppen und ihren Eigenwert gegenüber einer 'naturwissenschaftlichen' Denkweise, auch in den auf Mensch und Kultur bezogenen damals 'neuen' Disziplinen - wie z. B. Wirtschaftswissenschaften oder Soziologie - , auf einen begrifflichen Nenner. Die Rickertsche Begriffsbildung und der in ihr fortwirkende ideelle Grundsatzstreit beeinflussen noch heute zumindest in Deutschland und öfters wohl als eine Art vorwissenschaftlicher Topos- anders als etwa in angelsächsischen Ländern, die insoweit eine andere Wissenschaftsentwicklung erfuhren - das Selbstverständnis auch der Geschichtswissenschaft.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Rickert, Heinrich
Verfasser*innenangabe: Heinrich Rickert. Mit einem Nachw. hrsg. von Friedrich Vollhardt
Jahr: 1986
Verlag: Stuttgart, Reclam
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PH.J
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ISBN: 3-15-008356-7
Beschreibung: 207 S.
Schlagwörter: Kulturphilosophie
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Vollhardt, Friedrich
Mediengruppe: Buch