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Die "dunklen Seiten" der Sozialpädagogik

über den Umgang mit Fehlern, Unvermögen, Ungewissheit, Ambivalenzen, Idealen und Destruktivität
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Schwabe, Mathias
Verfasser*innenangabe: Mathias Schwabe
Jahr: 2022
Verlag: Weinheim ; Basel, Beltz Juventa
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen pflegen Ideale vom »guten Helfer« bzw. der »guten Helferin«. Gleichzeitig bleibt ihre Praxis oft weit dahinter zurück: Immer wieder stellen sie bei sich und anderen Fehler und Unvermögen fest. Einerseits nutzen sie diese Negativität als Ansporn für Lern- und Entwicklungsprozesse. Andererseits sorgen sie mit Hilfe ausgefeilter Strategien dafür, dass die eigenen »dunklen Seiten« verblassen, damit man selbst weiter daran glauben kann, »gut« zu sein. Das führt zu Leid am unerfüllten Ideal und zu Konflikten mit sich und anderen, in denen man sich aufreiben kann.
Als Alternative zu diesen unergiebigen Prozessen bietet der Autor hier Ausstiegsoptionen an. Es kommt darauf an, die eigenen Ideale in Frage zu stellen, sie mit Ungewissheit und Ambivalenzen anzureichern. Alternative Helfer-Bilder können diesen Prozess unterstützen. Die Fehler-Freundlichkeit, die damit einhergeht, vermag zu einer Praxis zu führen, die zwar nie durchgängig gut, aber immer wieder »gut genug« sein kann.
 
Inhalt
 
Geleitwort von Günther Bittner 11
1 Einleitung: Helfer-Ideale, Strategien der Fehlerbeseitigung und blinde Flecken 15
A) Klient(inn)en
B) Kollegen und Kolleginnen
C) Vorgesetzte
D) die Öffentlichkeit
E) die Fach-Öffentlichkeit, insbesondere Expert(inn)en
F) Ausbilder(innen) und Dozent(inn)en an Fach(hoch)schulen und Universitäten
Aphorismus: Kluges, törichtes Herz 32
Theoretischer Exkurs 1: Moralische Kommunikation (N. Luhmann) 33
Aphorismus: Oh, wie ich sie hasse … 47
2 Gestalten des Negativen bzw. ›dunkle Seiten‹ in der Sozialpädagogik 49
A) Physische Gewalt gegen Klienten, insbesondere Kinder und Jugendliche, meist im Verlauf von Konflikteskalationen 52
B) Formen von Zwangsausübung, bei denen man als Sozialpädagogin/Sozialpädagoge auf Ängste von Klient(inn)en setzt. 72
C) Sexuelles Begehren, sexuelle Anspielungen, ›unangemessene Berührungen‹, eindeutige sexuelle Übergriffe, die man bei sich selbst oder
anderen wahrzunehmen meint 82
D) Kommunikation mit Klienten oder Kolleg(inn)en oder Vorgesetzten, bei der man sich selbst als unprofessionell bzw. destruktiv erlebt 93
E) Unachtsamkeit, Lieblosigkeit und andere seelische Grausamkeiten 97
F) Das Obsolet-Werden von Planungen, die man selbst für maßgeblich für erfolgreiches Arbeiten hält, oder die rüde Durchsetzung eigener Planungen unter Brüskierung der Kolleg(inn)en oder Klient(inn)en 103
G) Das Erleben von Redundanz, Stagnation, Enttäuschungen, Misserfolgen und Scheitern in der Arbeit mit Klient(inn)en 107
H) Nicht-Einhaltung von Absprachen, Nicht-Erledigung von Aufträgen, Unpünktlichkeit und Verbummeln von Terminen bzw. Verschlampen von ›Sachen‹ 109
I) Unlust, Erschöpfung, Dienst nach Vorschrift, Sucht und Flucht in die Krankheit 113
J) Diebstähle, Betrug und unkorrektes Verhalten in Bezug
auf fremdes Eigentum 117
K) Unterwerfung unter das Diktat der Ökonomie unter Inkaufnahme von
fachlichen Mängeln 121
L) Unangemessener Umgang mit eigenen Fehlern 124
Fazit aus A bis L 126
Aphorismus: Drei moralische Regeln 129
3 Sprachcodes und Semantiken des Negativen (und des Positiven)
in der Sozialpädagogik 130
A) gut - nicht gut/schlecht 135
B) schön - schlimm/hässlich 137
C) menschlich - unmenschlich 139
D) richtig - falsch 141
E) fachlich - unfachlich 142
F) professionell - unprofessionell 144
G) korrekt - inkorrekt 145
H) konstruktiv - destruktiv 146
I) sinnvoll - sinnlos 147
J) geplant/organisiert/strukturiert – ungeplant/unorganisiert/chaotisch 149
K) passend - unpassend 150
L) stimmig - unstimmig 151
Aphorismus: Utopie 1 154
Theoretischer Exkurs 2: Glanz und Elend des Ich-Ideals 155
Aphorismus: Dreimal Ungewissheit 167
4 Strategien für den Umgang mit dem ›Negativen‹ und für den
Versuch seiner Transformation 169
4.1 Individuelle Strategien 171
4.1.1 Relativieren und Verrechnen 171
4.1.2 Rechtfertigen und Exkulpieren 173
4.1.3 Externalisieren/Fremd-Attribuieren 174
4.1.4 Sich-Vergleichen und Überlegen-Fühlen (Verkehrung ins Gegenteil) 176
4.1.5 Selektive Wahrnehmung, Ignorieren 177
4.1.6 Verleugnen und Verdrängen 179
4.1.7 Kollegiale Beratung, Fortbildungen und Supervision 181
4.1.8 Sich-zu-Herzen-Nehmen, Krank-Werden 184
4.1.9 Zynismus 185
Aphorismus: Ich ist Viele 186
4.2 Institutionelle Strategien zur Ausmerzung des Negativen 186
4.2.1 Institutionelle Verdrängungsleistungen 188
4.2.2 Qualitäts-Behauptungen/Mythen der Organisation/ Elitebewusstsein 189
4.2.3 Dämonisierung und Sündenbock-Vertreibung 191
4.2.4 Halbherzige Fehlerbehandlung 193
4.2.5 Positive sprachliche Umetikettierungen 195
4.2.6 Qualitätsmanagement 197
4.2.7 Fort- und Weiterbildungen, Supervision 204
4.2.8 Tagungen und Kongresse 207
4.2.9 Evaluationen 209
4.2.10 Organisationsberatung 212
4.2.11 Teilhaben an ›Großen Reformen‹ (v.a. Sozialraumorientierung) 213
4.2.12 Fehler einräumen, Zerknirschung zeigen, um Verzeihung bitten 215
4.2.13 Nichtstun, Aussitzen, Verzicht auf Aktionismus und
Vertrauen in Selbstorganisation 222
4.3 Fazit 226
Aphorismus: Mandelbaum 229
 
5 Ambivalenzen im Herzen von Erziehung und Hilfe 230
5.1 Zur Einführung: Ambivalenz als Denkfigur 231
5.2 Erkenntnistheoretische Ambivalenzen: Zwischen Gewissheit und
Ungewissheit im Erkennen und Handeln 237
5.3 Ambivalenzen im Herzen von Erziehung: Gewalt, Zwang, Disziplin - dunkle Gestalten an der Wiege sozialer Entwicklungen 253
5.4 Ambivalenzen im Herzen von Hilfe: Dilemmatische Entscheidungssituationen
in der Sozialen Arbeit 266
Aphorismus: Utopie 2 279
 
6 Alternative Helfer(innen)-Bilder 280
6.1 Der/die hilflose Helfer/in (W. Schmidbauer) 284
6.2 Nietzsches Kritik des vermeintlich ›guten Menschen‹ (1887) 288
6.3 Die mit ›Begrenztheit‹ identifizierte Helferin (V. Robinson, J. Taft, B. Müller) 295
6.4 Der/die leidenschaftliche Helfer/in 303
6.5 Der/die ›abgeklärte‹ Helfer/in 306
6.6 Der Helfer als ›Spiel(end)er‹ (Gambler und Player) 309
6.7 Die Hilfe als ›Schatten-Reise‹, der Helfer als ›Schatten-Kamerad‹ 314
6.8 Der Helfer als Sisyphos (S. Bernfeld, A. Camus) 319
 
Aphorismus: Menschen auch nur Hunde? 324
Theoretischer Exkurs 3: Arbeit (an) der Negativität - philosophische
Einlassungen mit ›negativem Denken‹ 327
Aphorismus: Meine schlimmsten Fehler 335
7 Alternative Formen der Einschätzung und des Umgangs mit dem
Negativen oder ›Bösen‹ in uns 336
7.1 Sünde und Sinn, Möglichkeiten 338
7.1.1 Sünde - laienhaft mit einem psychoanalytischen Schlenker 338
7.1.2 Interpretationen der Geschichte vom Sündenfall 343
7.2 Der ›Schatten‹ und seine Integration bei C. G. Jung 348
7.3 Das ›Negative‹ in der Dialektik Hegels und über Hegel hinaus: Möglichkeiten und Grenzen der ›Positivierung des Negativen‹ 354
7.3.1 Hegels »Dialektik« und die Kritik an seinem
geschichtsphilosophischen Entwurf 354
7.3.2 Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen der Positivierung des Negativen (J. Küchenhoff) beim Individuum (A-C) und in Institutionen der Sozialen Arbeit (D) 358
7.4 Die Begegnung zwischen abendländischer Philosophie und chinesischer Weisheitslehre bei François Jullien 369
7.4.1 Was bedeutet ›böse‹, was ›negativ‹? 370
7.4.2 Yin und Yang 372
7.4.3 Alternative Formen des ›Bösen‹: das ›Hässliche‹, das ›Verwerfliche‹, das ›Schmerzliche‹ (F. Jullien) 376
7.4.4 Eine Ethik auf der Grundlage von sieben Ketten 378
Aphorismus: ›Seinem Affen Zucker geben …‹ 383
8 So what? Vorschläge für alternatives Denken, Reden und Handeln
im Rahmen von Ambivalenzkultur
8.1 Die Ausgangssituation (A 1-7) und die mögliche Alternative (B 1-11) 386
Wie soll bzw. kann man in der Institution über Fehler und Mittelmäßigkeit reden? 395
8.2 18 Empfehlungen für das Reden über Fehler für den Hausgebrauch 401
8.3 Institutionelle Orte und Rituale für ›dunkle Seiten‹ und ›Ambivalenzen‹ 406
Aphorismus: Mit Spatzen auf Kanonen schießen 413
Literaturverzeichnis 415

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Schwabe, Mathias
Verfasser*innenangabe: Mathias Schwabe
Jahr: 2022
Verlag: Weinheim ; Basel, Beltz Juventa
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ISBN: 978-3-7799-6710-1
2. ISBN: 3-7799-6710-3
Beschreibung: 3., vollständig überarbeitete Auflage, 420 Seiten
Schlagwörter: Berufsbild, Ideal, Persönlichkeit, Sozialpädagoge, Berufsideologie, Helfender Beruf, Personalität, Helfer / Beruf, Psychosozialer Beruf
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Sprache: Deutsch
Fußnote: Literaturverzeichnis Seiten 415-419
Mediengruppe: Buch