Die Unterrichtssprache Deutsch ist für viele Kinder in unseren Schulen eine Zweit- oder Fremdsprache. Diese Kinder müssen in einer Sprache, die sie häufig nur unzureichend beherrschen, lesen und schreiben lernen und ihr gesamtes schulisches Wissen erwerben. Deshalb kommt der Vermittlung der deutschen Sprache eine zentrale Rolle zu, die der muttersprachlich orientierte Deutschunterricht nur unzureichend erfüllt. Er setzt die sprachlichen Fähigkeiten und Kenntnisse voraus, die er Kindern mit Deutsch als Zweitspracheeigentlich vermitteln müßte. Das vorliegende Buch will Abhilfe schaffen, indem es ein didaktisches Konzept entwickelt, das den Lernbedürfnissen von Kindern mit Deutsch als Zweit- bzw. Fremdsprache und mit Deutsch als Muttersprache gleichermaßen gerecht zu werden sucht. Im Zentrum dieses Konzepts steht das kindliche Sprachspiel. Es lenkt die Aufmerksamkeit auf sprachliche Strukturen, ermöglicht systematische sprachliche Übungen, den kreativen Umgang mitsprachlichen Strukturen und damit auch die Reflexion über Sprache.Die hier entworfene Sprachdidaktik Deutsch für mehrsprachige Lerngruppen berücksichtigt alle Teilbereiche des Deutschunterrichts: den Sprach- und Literaturunterricht, den Schrifterwerb, das weiterführende Schreiben und den Grammatikunterricht. Das Konzept ist schwerpunktmäßig in der Primarstufe erarbeitet worden. Der theoretische Ansatz - Poesie und Grammatik- lässt sich jedoch auch auf die Sekundarstufen übertragen. Er kann zu einer Weiterentwicklung eines integrativen Deutschunterrichts beitragen, der die Trennung von Sprach- und Literaturunterricht überwindet.
/ AUS DEM INHALT: / / /
Vorbemerkung zur dritten Auflage IX
Einführung 2
Teil I: Voraussetzungen und Grundlagen
1 Schulpolitische Rahmenbedingungen und sprachdidaktische
Konsequenzen 6
1.1 Mit zwei Sprachen leben: Mischsprachen als Ausweg? 6
1.2 Modelle zweisprachiger Erziehung 8
1.3 Die Auseinandersetzung zur "zweisprachigen Erziehung"
in Deutschland 11
1.4 Interkulturelle Erziehung und "Begegnungssprachen" 15
1.5 Multinationale "Regelklassen": Sprachunterricht unter
Submersionsbedingungen 24
1.6 Deutsch als Muttersprache, Zweitsprache oder Fremdsprache? . . 30
1.7 Sprachbücher: Hilfe oder Hindernis? 35
2 Sprachspiele und Spracherwerb 45
2.1 Formen und Funktionen des kindlichen Sprachspiels 45
2.2 Der Witz im Kontext des kindlichen Sprachspiels 50
2.3 Sprachspiele als Bestandteil der interkulturellen Kinderliteratur . . 61
3 Sprachspiele und Sprachvermittlung 69
3.1 Spontane Sprachspiele im Unterricht 69
3.2 Spielen und Lernen 70
3.3 Sprachspiele und die didaktische Modellierung von
Wissenstrukturen 72
3.4 Die ästhetische Funktion von Sprache 74
4 Methodische Grundlegung eines integrativen Sprachunterrichts . . 78
4.1 Ein Beispiel: Der gelbe Fisch 78
4.2 Was heißt "integrativer Deutschunterricht"? 80
4.3 Operationale Verfahren: Substitution und Transformation 82
4.4 Interaktions-und Gesellschaftsspiele 85
VI Inhaltsverzeichnis
4.4.1 Ein Spiel - verschiedene sprachliche Lernziele: DOMINO und
PUZZLE mit Variationen 85
4.4.2 Ein grammatisches Lernziel - verschiedene Spiele 90
4.5 Zur projektorientierten Einbindung des Sprachunterrichts 92
Teil II: Didaktische Schwerpunkte
5 Schrifterwerb und Schreibenlernen in zwei Sprachen 100
5.1 Das Problem: Schrifterwerb unter den Bedingungen der
Mehrsprachigkeit 100
5.2 siraybe vi du sipirihst: Fallstudien zum Erwerb der deutschen Schriftsprache
bei Kindern mit verschiedenen Herkunftssprachen . . . . 104
5.2.1 Sprachmischung als Spiel 104
5.2.2 Sprachmischung in Diktaten 105
5.2.3 Spontanschreibungen bei "Pendlern" zwischen zwei Sprachen . . . 108
5.2.4 Das "h-Syndrom" portugiesischer Schüler bei koordiniertem und
nicht-koordiniertem Schrifterwerb 115
5.3 Linguistisches Grundlagenwissen für die Alphabetisierung in zwei
Sprachen 117
5.3.1 Unterscheidung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit 117
5.3.2 Gesprochene Sprache: Phonetik und Phonologie 117
5.3.3 Geschriebene Sprache: Graphetik und Graphemik 121
5.3.4 Die Verbindung von gesprochener und geschriebener Sprache . . . 123
5.3.5 Phonotaktik: Silbenaufbau, Auslautverhärtung, Assimilation . . . 125
5.3.6 Zusammenfassung: "Fehler" oder "systematische Abweichung"? . . 126
5.4 Organisatorische Möglichkeiten der Koordination des Sprach- und
Schrifterwerbs in zwei Sprachen 129
5.4.1 Koordination des Schrifterwerbs in der Erst- und in der
Zweitsprache 129
5.4.2 Koordination von Sprach- und Schrifterwerb in der Zweitsprache . . 130
5.4.3 Beispiele für einen koordinierten Anfangsunterricht 133
5.5 Zur Praxis des Anfangsunterrichts in mehrsprachigen Lerngruppen . . 141
5.5.1 ABC-Verse, Anlauttabellen und Prof. Jecks Tierlieder-ABC . . . 141
Inhaltsverzeichnis VII
5.5.2 Sprachspiele im Anfangsunterricht 147
5.5.3 Buchstabengeschichten 156
Exkurs: DAS BUCHSTABENFEST
von Ayten Kaya, Gerlind Belke, Birgit Glembotzki, Brigitta Theiß
und Petra Zimmer 161
6 Grammatikunterricht in mehrsprachigen Lerngruppen 169
6.1 Was ist Grammatik? Was ist Grammatikunterricht? 170
6.1.1 Implizite und explizite Grammatik 170
6.1.2 Didaktische Grammatik: Deutsch als Muttersprache (DaM),
Zweitsprache (DaZ), Fremdsprache (DaF) 171
6.1.3 Zu fördernde Bereiche der Sprachkompetenz 174
6.1.4 Grammatik als "Reflexion über Sprache" und/oder als
"Sprachvermittlung"? 177
6.2 Ziele und Methoden des Grammatikunterrichts 178
6.2.1 Gesteuerter und ungesteuerter Spracherwerb 178
6.2.2 Mündlichkeit und Schriftlichkeit 178
6.2.3 Sprachliche Normen 180
6.2.4 Sprachliche Komplexität 181
6.2.5 Situatives und systematisches Lernen 181
6.2.6 Sprache als vernetztes System: Lernen in Oppositionen 183
6.3 Schwerpunkte des Grammatikunterrichts 184
6.3.1 Serdals starke Verben 185
6.3.2 Der Verbkomplex 186
6.3.3 Die Nominalgruppe 190
6.4 Zur Praxis des Grammatikunterrichts 197
6.4.1 Entdeckendes Lernen mit grammatischen Zungenbrechern . . . . 197
6.4.2 Trennbare Verben: Pantomime, Wörterdomino, Texte 200
7 L i t e r a t u r u n t e r r i c h t i n m e h r s p r a c h i g e n L e r n g r u p p e n . . . . 206
7.1 Muttersprachlicher und fremdsprachlicher Literaturunterricht . . . 206
7.2 Spracherwerb und Literaturerwerb 206
7.2.1 Zum Begriff der Einfachheit in der Kinderliteratur 206
7.2.2 Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der Kinderliteratur 207
7.2.3 Produktiver Umgang mit Texten der Kinderliteratur 208
VIII Inhaltsverzeichnis
7.3 Zur Praxis des Literaturunterrichts in mehrsprachigen Lerngruppen . . 209
7.3.1 Das Spiel mit Sprach-und Handlungsstrukturen in Bilderbüchern . . 209
7.3.2 Konkrete Poesie im Sprach-und Literaturunterricht 216
8 Textproduktion in mehrsprachigen Lerngruppen 220
8.1 Das Problem: Textproduktion in der Erst-und/oder Zweitsprache? . . 220
8.2 Empirische Befunde: "Aufsätze" mehrsprachiger Kinder in
Regelklassen 221
8.2.1 Texte mit "Differenzen" 221
8.2.2 Texte mit "Defiziten": Schreibstrategien in einer fremden Sprache . . 228
8.3 Zur Lehr-und Lernbarkeit des Schreibens 231
8.3.1 Schreiben als naturwüchsiger Vorgang oder die
"Pfingstwunderdidaktik" 231
8.3.2 Schreiben als angeleiteter Prozess: Textsorten und Formulierungsstrategien
233
8.3.3 Schreiben in einer fremden Sprache 235
8.4 Zur Praxis des Schreibens in multilingualen Klassen 237
8.4.1 "Generatives" Schreiben nach vorgegebenen Textmustern 237
8.4.2 Thematisch orientiertes "freies Schreiben" 243
9 " F e h l e r " : N o r m v e r s t o ß o d e r k r e a t i v e A b w e i c h u n g ? .... 249
9.1 Was ist ein "Fehler"?-Was ist eine sprachliche Norm? 249
9.2 Fehler im muttersprachlichen Unterricht, im Fremdsprachenunterricht
und beim ungesteuerten Zweitspracherwerb 250
9.3 Wie geht man mit "Fehlern" um? 253
9.4 Das Spiel mit der "Abweichung" als kreative Alternative zur
Fehlerkorrektur 255
10 Literatur 257
11 Quellen 264