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22.; Jahrbuch der Psychoanalyse

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Verfasser*innenangabe: Herausgegeben von Friedrich-Wilhelm Eickhoff und Wolfgang Loch. In Verbindung mit Hermann Beland, Edeltrud Meistermann-Seeger, Horst-Eberhard Richter und Gerhart Scheunert. Unter Mitwirkung von Kurt R. Eissler, Piet Kuiper, M. Egle Laufer,
Jahr: 1988
Jahrbuch der Psychoanalyse
Bandangabe: 22.
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Klinische und theoretische Beiträge:
Victor Smirnoff: Die Gegenübertragung. So lebt der Analytiker
 
Die Gegenübertragung - Affekte und Darstellung - ist die unvermeidliche Begrenzung des Psychoanalytikers: sie manifestiert sich als das "Unerträgliche" der analytischen Situation, und steht mit archaischen Phantasien, mit Narzißmus und Todestrieb in tiefgehender Beziehung. Doch muß man der Gegenübertragung auch positive Eigenschaften zuerkennen, die dem Analytiker ermöglichen, seine eigene Teilnahme am analytischen Prozeß einzuschätzen. In diesem Sinne besetzt die Gegenübertragung ein viel breiteres Gebiet als das der klinischen Behandlung, denn sie beeinflußt die unbewußte Ideologie des Analytikers sowie die unerläuterten Gründe seiner Technik und seiner Deutungskunst. Die Gegenübertragung ist nicht nur als ein punktuelles Phänomen zu erfassen, sondern als etwas, das mit der Gesamtstruktur - die jedem Analytiker seinen eigenen "analytischen" Stil verleiht - zu tun hat. Wie zum Beispiel der Analytiker seine Patienten wählt, läßt sich damit besser erklären als theoretische Ausführungen über "Analysierbarkeit". Die Gegenübertragung ist mit dem Problem der Ethik eng verbunden, indem sie den Analytiker zwingt, seine Methode und, wichtiger noch, die Bedeutung und das Ziel seines Unternehmens immer wieder in Frage zu stellen.
 
Wolfgang Loch: Anmerkungen zum Thema: Ziele, Aufgaben und Methoden der Psychoanalyse
 
Nach einer kurzen Aufzählung einiger der von Freud und anderen Forschern genannten Ziele der psychoanalytischen "Kur" folgen 2. Anmerkungen zur Genese des Ichs und über die Rolle, die dabei Abwehrvorgänge und das Wunschbild des primäre Befriedigung bringenden Objektes spielen. 3. Skizziert der Verf. die Genese der Konflikte unter Verweis auf die Bedeutung quantitativer und psychosozialer Faktoren. Aus den unter 1. bis 3. genannten Faktoren ergeben sich 4. die Aufgaben der psychoanalytischen Technik, nämlich die für "die Ichfunktionen günstigsten Bedingungen herzustellen" (S. Freud, 1937). Sie werden 5. korreliert mit den von D. W. Winnicott genannten Zielen des "keep alive", des "keep well" und des "keep awake". Zu diesen drei Zielen werden jeweils genauere Überlegungen angestellt, die u. a. Betrachtungen über die Probleme der Deutungen, der Konstruktionen und Rekonstruktionen, der Übertragungen und Gegenübertragungen umfassen. 6. Wird der Zusammenhang zwischen Emotionen, Wahrheit und Methode diskutiert, woran sich 7. Überlegungen anschließen zur Frage nach Wahrheit, Wert und "Sein". Es wird die These vertreten, es gehe um ein "Sein", das, wenngleich biographischen, geschichtlichen Ursprunges und also "konstruiert", durch die "De-Konstruktion" eben seiner Geschichte, wie sie die Analyse von "Abwehr" und "Übertragung als Abwehr" leistet, letztlich in einer Wahrheit gründet, die für dieses Moment und für diese Situation gültig ist, denn es findet seine Beglaubigung in den gerade herrschenden und konsensuell validierten Emotionen und ihre im Wort, im Zeichen erfaßten Verständlichkeit. Diese Verhältnisse geben Anlaß zu 8. einem Diskurs über die Bedingungen der Möglichkeit der psychoanalytischen Methode. Hier wird auf Freuds Begriff des "fiktiven Normal-Ichs" und auf W.R. Bions Verwendung des Wortes "Glauben" an eine "letzte Realität und Wahrheit" Bezug genommen. Beides sind für den Verf. Postulate, die "logische Notwendigkeiten" vertreten und auf "dialog-externe Bedingungen" verweisen, uns aber, da sie an sich genommen inhaltlich leer sind, auf die Methode als das Bleibende verweisen, die wir, um des Uberlebens willen, nicht aufgeben können
 
Jean Cournut: Ein Rest, der verbindet. Das unbewußte Schuldgefühl, das entlehnte betreffend
 
Das unbewußte Schuldgefühl ist eine in der Praxis wie in der theoretischen Betrachtung schwer wahrzunehmende Erscheinung. Es ist in der negativen Übertragung, in der negativen therapeutischen Reaktion, in den Schicksalsneurosen und, wie Freud sagt, in allen Fällen schwerer Neurose mit enthalten. Man kann das unbewußte Schuldgefühl in den Analysen auffinden und deuten; und man kann feststellen, daß der Patient es manchmal von einem seiner Eltern "entlehnt" hat. Es zeigt sich auch, daß das unbewußte Schuldgefühl über mehrere Generationen hinweg übermittelt wird; und dies umso eher, je mehr dem Patienten seine Trauerarbeit mißlang. Das unbewußte Schuldgefühl ist oft nur noch der einzige Rest einer vergangenen und untergegangenen Liebesbeziehung.
 
Gemma Jappe: Zur Position des Vaters im Abwehrvorgang
 
Im Rahmen einer Folge von Arbeiten zur Verleugnung (1985/86/87), deren letzte die vorliegende ist, wird versucht, klassisch metapsychologische Begriffe vom Gesichtspunkt der Objektbeziehungen aus zu formulieren. Abwehrvorgänge allgemein werden versuchsweise als Verletzungen bzw. Reparationsversuche an der frühen Vaterinstanz aufgefaßt. Das Konzept des Objektverlustes und der pathologischen Trauer (M. Klein) wird am Beispiel einer historischen Gruppenfehde Freuds Urhorden-Modell gegenübergestellt. Die Totemmahlzeit erscheint so als Abwehr von Spaltungsprozessen durch Verleugnung, wie an Beispielen aus jüngerer Zeit skizziert wird.
 
Klaus Wilde: Paranoid-schizoide Mechanismen in der Analyse einer narzißtisch strukturierten Patientin
 
In der vorliegenden Arbeit wird aus der mittleren Phase der Analyse einer destruktiv-narzißtischen Patientin berichtet. Spaltungen und die daraus resultierende Übertragungs-Gegenübertragungs-Situation werden detailliert dargestellt und gezeigt, wie nur aus der Analyse dieser Situation heraus Interpretationen (einschließlich der Trauminterpretationen) möglich werden. Es wird deshalb deutlich, daß die hier beschriebene Persönlichkeitsstruktur aus der paranoid-schizoiden Position stammt, daß sie von Neid und dessen Abwehr beherrscht wird, und daß Spaltung, Omnipotenz, Verleugnung und projektive Identifikation die wichtigsten Abwehrmechanismen narzißtischer Menschen darstellen. Diese Schlußfolgerungen decken sich explizit mit denen Hanna Segais (bis auf die besondere Betonung der Omnipotenz) und implizit mit denen Herbert Rosenfelds. In der Analyse solcher Patienten kommt es deshalb darauf an, Zugang zu den verborgenen, oft wie nicht vorhanden erscheinenden libidinös-abhängigen Selbstanteilen zu finden, die den destruktiven Prozessen entgegentreten können. Das erfordert die genaue Analyse der narzißtisch strukturierten Objektbeziehungen in der Übertragung. Nur das ermöglicht den Patienten, ihren Neid wirklich zu erfahren und allmählich bis dahin als unerträglich quälend empfundene depressive Gefühle auszuhalten. Die Entdeckung der wirklich guten Objekte wird so möglich, und Liebesfähigkeit kann sich infolgedessen entwickeln.
 
Historische Beiträge:
Michael Schröter: Freud und Fließ im wissenschaftlichen Gespräch
 
Angeregt durch die vollständige Ausgabe der Fließ-Briefe, wird der sachliche Gehalt der Beziehung zwischen Freud und Fließ anhand eines gemeinsamen Forschungsprojekts untersucht, das 1893 geplant (aber nie verwirklicht) wurde. Es war auf die extensive Verwertung von Praxisaufzeichnungen zugeschnitten, im Einklang mit Fließschen, aber im Gegensatz zu Freudschen Gewohnheiten, und verweist auf eine Konkurrenzsituation wissenschaftlich ambitionierter Ärzte gegenüber Universitätsmedizinern. Ein Hauptziel war die nosographische Klärung des diffusen Bildes der "Neurasthenie". Zu diesem Zweck hatte Fließ bereits ein Buch über die "nasale Reflexneurose" vorgelegt, das seine Neigung zu deskriptiver Klassifikation belegt, während Freud, gestützt auf ein Prinzip der an typischen Beispielen ("Initialfällen") manifestierten Gestalt, stets um ein ätiologisch-theoretisches Verständnis bemüht war. Diesen Impetus hat er auch gegenüber Fließ zur Geltung gebracht. Das Projekt fällt in eine breite Aufschwungphase der wissenschaftlichen Arbeit Freuds im Herbst 1892, gekennzeichnet durch eine Abwandlung seiner Technik, eine Ausdehnung seines Forschungsbereichs auf alle Neurosen, die Erkundung ihrer sexuellen Ätiologie und eine Psychologisierung seiner (mit Breuer entwickelten) Hysterietheorie (Entdeckung der Abwehr). Damit gewann das Körper-Seele-Problem für ihn eine neue Virulenz. Es gab bei Fließ Anknüpfungspunkte zum Interesse an der Sexualität, aber als klares Thema hat er sie von Freud übernommen. Seine Funktion war es damals und blieb es weiter, den Thesen Freuds eine organologische Untermauerung zu geben, zentriert um eine Sexualtheorie. So entlastete er dessen (natur)wissenschaftliches Gewissen und erleichterte ihm den Aufbau der psychoanalytischen Theorie in ihrer psychologischen Form.
 
Michael Hölzer und Horst Kächele: Die Entwicklung der freien Assoziation durch Sigmund Freud
 
 
Die Entwicklung der häufig auch als psychoanalytische "Grundregel" apostrophierten, freien Assoziation gilt allgemein als eine der großen wissenschaftlichen Leistungen Freuds. Ihre zentrale Stellung innerhalb der Psychoanalyse wird durch die Doppelrolle der freien Assoziation als Forschungs- und Behandlungsinstrument hervorgehoben. Nicht nur löst sie die suggestiv-kathartischen Verfahren und deren begrenzte Effekte als Behandlungstechnik ab. Ihre Einführung begünstigt darüberhinaus die Theorieentfaltung innerhalb der Psychoanalyse in hohem Maße, da Entdeckungen wie die der frühkindlichen Sexualität oder der Entwurf so relevanter Konzepte wie das des "Widerstands" bzw. der "Übertragung" unter Beibehaltung der Hypnose in dieser Form nicht formulierbar gewesen wären. Der Artikel versucht unter besonderer Berücksichtigung der frühen Schriften Freuds, die wesentlichen Entwicklungslinien bei der Einführung der freien Assoziation nachzuzeichnen. Ausgehend von seinen neurologischen Arbeiten über die "Aphasien" (1891) bis hin zur "Traumdeutung" (1900) werden Freuds Vorstellungen zur Assoziation dargestellt und diskutiert. Anschließend werden von anderen Autoren vermutete Einflußfaktoren, die das Freudsche Denken hinsichtlich der freien Assoziation geprägt haben könnten, kritisch gegeneinander abgewogen.
 
Regine Lockot: Wiederholen oder Neubeginn: Skizzen zur Geschichte der "Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft" von 1945-1950
 
Die Konzessionen, die die deutschen Psychoanalytiker dem NS-Regime machten, verletzten sie in ihrer psychoanalytischen Identität. Aufgezeigt werden Parallelen zwischen der Etablierung der Psychotherapie im nationalsozialistischen Deutschland und den Etablierungsbemühungen des neoanalytischen Kreises um Schultz-Hencke. Unabhängig vom politischen Regime erscheint ihr Vorgehen vergleichbar. Müller-Braunschweigs Versuch der Wiederbelebung der klassischen Psychoanalyse dagegen wird als in charakteristischer Weise von sich reproduzierenden "Störstellen" gekennzeichnet, dargestellt und in diesen Wiederholungen ein Versuch der Wiederherstellung seiner verletzten psychoanalytischen Identität verstanden. Damit erscheint die Ambivalenz der Etablierung der Psychoanalyse in ein Gesellschaftssystem als Teil psychoanalytischer Identität, das sich immer wieder der Selbstanalyse zu entziehen droht.
 
Beiträge zur angewandten Psychoanalyse:
Rudolf Ekstein: Kindlicher Autismus - sein Prozeß, gesehen in einem viktorianischen Märchen
 
Das universelle Thema von Trennung und Individuation ist in zwei Geschichten von Collodi und Clifford enthalten, die skizziert und interpretiert werden. Trennung ist tatsächlich ein gefährlicher Schritt in der kindlichen Entwicklung. Der Prozeß der Trennung spiegelt den Konflikt zwischen Hoffnung und Verzweiflung wider. Die poetischen Gedanken in der viktorianischen Literatur so wie jene, die wir in den beiden Geschichten gefunden haben, können als Vorläufer psychoanalytischen Denkens über die Vorgänge in der Entwicklung, die Hindernisse und Möglichkeiten, denen sich das Kind auf dem Weg zur Autonomie gegenübersieht, gesehen werden.
 
Rolf Tiedemann: Zu Freuds "Eine Kindheitserinnerung aus Dichtung und Wahrheit"
 
Zu Beginn von "Dichtung und Wahrheit" erzählt Goethe, daß er als Kind eines Tages Puppen- und Küchengeschirr mit Freude zerstörte, indem er es hinauswarf. Freud äußerte den Verdacht, daß Goethe dieses zum Zeitpunkt einer Schwangerschaft oder Niederkunft seiner Mutter getan haben könnte und damit seiner Wut über die Schwangerschaft der Mutter und die Geburt des Geschwisterchens Ausdruck gab. Es finden sich in der "Hexenküche" des Faust I neben Beschreibungen, die sehr an das in "D.u.W." geschilderte Zerbrechen des Geschirrs denken lassen, noch weitere Anhaltspunkte, die die oben erwähnte Interpretation Freuds zusätzlich sehr wahrscheinlich klingen lassen. Es wird der Verdacht geäußert, daß die "Hexenküche" ein dichterisch überarbeiteter Traum oder "Tagtraum" Goethes sein könnte, der u.a. die erwähnte Erzählung zum Inhalt haben kann.
 
 

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Verfasser*innenangabe: Herausgegeben von Friedrich-Wilhelm Eickhoff und Wolfgang Loch. In Verbindung mit Hermann Beland, Edeltrud Meistermann-Seeger, Horst-Eberhard Richter und Gerhart Scheunert. Unter Mitwirkung von Kurt R. Eissler, Piet Kuiper, M. Egle Laufer,
Jahr: 1988
Übergeordnetes Werk: Jahrbuch der Psychoanalyse
Bandangabe: 22.
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ISBN: 3-7728-0983-9
Beschreibung: 281 S.
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Sprache: Deutsch
Mediengruppe: Buch