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Die Kabbalah

Einführung - klassische Texte - Erläuterungen
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Maier, Johann
Verfasser*innenangabe: Johann Maier
Jahr: 2004
Verlag: München, Beck
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Das Buch des Kölner Judaisten Johann Maier führt anhand von Texten aus den »Licht-Pforten« des Josef Abraham Gikatilla in die »klassische« Kaballah ein. Es behandelt die Hauptthemen der jüdischen Mystik und macht den Leser auch mit dem faszinierenden Bibelverständnis der Kabbalisten vertraut.
 
/ AUS DEM INHALT: / / /
Die Erforschung der jüdischen Mystik hat sich im letzten Jahrzehnt ansatzweise von Gershom Scholems historischer Darstellung der Kabbalah als einer Abfolge von Schulen und Texten gelöst. Ein Beispiel ist Moshe Idels phänomenologischer Blick auf die Kabballah. Nun legt der Kölner Judaist Johann Maier eine weitere Darstellung der Kabbalah vor. Allerdings ist es ihm nicht um die Entwicklung eines neuen Forschungsparadigmas zu tun, sondern um die Konstruktion einer "klassischen Kabbalah". Darin geht Maier sowohl hinter Scholems historische wie hinter Idels phänomenologische Differenzierung der Kabbalah zurück. Erklärtes Ziel ist die Präsentation einer Einheitlichkeit und "Geschlossenheit" der Kabbalah durch Trennung "des Wesentlichen vom Nebensächlichen".
Gewiss: keine Darstellung kommt ohne Reduktion und Selektion aus. Doch operiert Maier mit einem exklusiven Begriff des Klassischen, der selbst für den als Einführung in die Kabbalah geschriebenen Text, der an "den judaistisch nicht vorbereiteten Leser" gerichtet ist und entsprechend vereinfachen muss, rigoros erscheint.
Was Maier als "klassische Kabbalah" vorstellt, besteht in systematischer Hinsicht aus der theosophischen Lehre der "Sefiroth", also der zehn göttlichen "Wirkungskräfte", Emanationen oder Namen, die nach der Kabbalah die metaphysische Struktur der Welt konstituieren. "Ihre Funktionen und ihre Beziehungen untereinander und ihr Verhältnis zu den unteren Seinsstufen bilden den eigentlichen Inhalt und Gegenstand der klassischen Kabbalah." Und sie konstituieren zugleich auch den symbolischen Subtext, den die kabbalistischen Interpreten als "geheimen Sinn" der Tora entziffern und mit dem sie ihre eigenen Texte codieren. "Das spezifisch Kabbalistische liegt ausschliesslich in den auf die Sefiroth bezogenen Anwendungen solcher Deutungen" - so formuliert Maier seine strenge systematische Eingrenzung der Kabbalah.
In historischer Hinsicht definiert Maier die "klassische Kabbalah" durch zwei Texte aus dem späten 13. Jahrhundert: das "Buch Sohar" des Mosche de Leon und die "Pforten des Lichts" von Josef Gikatilla. Während im "Sohar" die Symbolik der Sefiroth in einer labyrinthischen Bildlichkeit und in einer künstlichen aramäischen Sprache verschlüsselt ist, hat sie Gikatilla in seinem "geradezu didaktisch aufgebauten Hauptwerk" in eine "präzise Diktion und in eine schlüssige Darstellungsweise" gebracht. Diese Systematik ist es, die Gikatilla in den Augen von Maier zum "wirkungsmächtigsten Vertreter der klassischen Kabbalah macht. Maier definiert also als "klassische Kabbalah" einen ganz bestimmten, nämlich theosophischen Begriff der Kabbalah mit ihrer Theorie der Sefiroth, wie sie in zwei kanonischen Texten der spanischen Kabbalah des späten 13. Jahrhunderts entwickelt wurde.
Angesichts dieser Engführung des Blicks im Zuge der systematischen und historischen Auswahl und Kanonisierung möchte man an die Vielfalt dessen erinnern, was in der kabbalistischen Literatur vom späten 12. Jahrhundert bis zum 18. Jahrhundert als "Kabbalah" gelten konnte. Im Blick darauf hat Gershom Scholem den nicht nur für Einführungen unbequemen Satz formuliert: "So etwas wie ‹die Lehre der Kabbalisten› gibt es nicht." Dies will gewiss nicht heissen, dass es überhaupt keinen Begriff der Kabbalah gibt, aber doch gewiss keinen "klassischen".
Dieser mögliche Einwand tritt jedoch zurück angesichts des grossen Werts von Maiers Buch, der in der Übersetzung eben jener Texte besteht, die zuvor (unnötigerweise) als "klassisch" etabliert wurden: Der grösste Teil von Maiers Einführung besteht aus einem nach ausgewählten Aspekten und Themen geordneten Kompendium von Textpassagen - Texte, die zuvor meist noch nie in die deutsche Sprache übertragen wurden. Maier macht damit zumindest den von ihm ausgewählten Aspekt der Kabbalah unmittelbar erfahrbar. Diese systematisierte Übersetzung lässt einen nicht zuletzt auch auf die angekündigte vollständige Übersetzung von Gikatillas "Pforten des Lichts" aufmerksam werden. Sie wird eine Tradition fortsetzen, die mit der bedeutenden lateinischen Übersetzung von Paulus Riccius (1516) einsetzte und in Avi Weinsteins englischer Übersetzung (1994) die jüngste Nachfolge hatte.
Andreas Kilcher -- Neue Zürcher Zeitung
 
 
 
 

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Maier, Johann
Verfasser*innenangabe: Johann Maier
Jahr: 2004
Verlag: München, Beck
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PR.J
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ISBN: 3-406-39659-3
Beschreibung: 2., durchges. Aufl., 416 S. : graph. Darst.
Schlagwörter: Kabbala, Jüdische Mystik
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Mediengruppe: Buch