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Der Sündenbock

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Girard, René
Verfasser*innenangabe: René Girard
Jahr: 1998
Verlag: Zürich ; Düsseldorf, Benzinger
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

René Girard (* 25. Dezember 1923 in Avignon) ist ein französischer Literaturwissenschaftler, Kulturanthropologe und Religionsphilosoph. Sein Werk lässt sich in die Tradition der philosophischen Anthropologie einordnen. Die Entwicklung des religiösen Denkens in den früheren archaischen Gesellschaften unserer Vorfahren geht mit der Abarbeitung von Normen einher, die das Ausbreiten der Gewalt innerhalb der Gruppe verhindern oder steuern. Für archaische Gesellschaften ist das Bewusstsein, dass Mimesis und Gewalt dasselbe Phänomen sind, von zentraler Bedeutung. Gewalt wird verhindert, indem man die mimetische Verdoppelung/Spiegelung zwischen Individuen derselben Gruppe verbietet. Verbote, die von archaischen Religionen aufgestellt werden, sind aus dieser Perspektive zu deuten und sind umso aufschlussreicher, je absurder sie uns erscheinen (etwa das Verbieten von Zwillingen, Spiegeln usw.). Das Wissen über den Zusammenhang Gewalt–Mimesis ist zugleich ein Wissen über die Wege, die aus der mimetischen Krise (Ausbreitung der Gewalt) führen. Girard postuliert die Existenz einer fundierenden Erfahrung, die ein für alle Mal gezeigt hat, dass die Gewaltspirale durch die Opferung eines Sündenbocks unterbrochen wird. Hat die mimetische Gewalt in einer Gruppe einen Punkt erreicht, in dem alle die Gewalt aller nachahmen und das Objekt, das die Rivalität ausgelöst hat, „vergessen“ ist, so stellt das Auftreten eines einmütig als schuldig empfundenen Individuums eine einheitsstiftende Polarisierung der Gewalt dar: Die Tötung oder Ausstoßung des „Schuldigen“ reinigt die Gruppe von der Gewaltseuche, weil diese letzte – gemeinsam vollbrachte – Gewaltanwendung keinen mimetischen Vorgang (Rache) mit sich bringt. Da auch das Objekt, das die Krise ausgelöst hat, vergessen ist, ist die Reinigung durch diese Opferung vollständig. Insofern die Auswahl des Sündenbocks eine mutwillige oder auch zufällige ist, ist der Sündenbock austauschbar: Seine Bedeutung für die Gruppe besteht in der durch ihn wiederhergestellten Einmütigkeit. Gleichzeitig ist aber der ermordete/ausgestoßene Sündenbock in seiner heilbringenden Abwesenheit einzigartig und unaustauschbar. Dieses Geschehen ist mit seiner „wunderbaren“ Wirkung die Offenbarung des Heiligen, das das Überleben der Gruppe ermöglicht: Die dem Opfer nach seiner Tötung dargebrachte Verehrung kommt der Erfindung der Göttlichkeit gleich, und die Wiederholung des Sündenbockvorgangs ist die rituelle Vergegenwärtigung des Heiligen zusammen mit dessen Ausstoßung aus der menschlichen Gesellschaft. Besondere Beachtung verdient die Tatsache, dass die Wiederholbarkeit des Vorgangs und die Austauschbarkeit des Opfers – das, was einen Kult ermöglicht – in der a-priori-Bösartigkeit des Sündenbocks, also in seiner Unschuld, gründen. Die Gesamtheit der Gebote und Regeln, die das Wiederholen dieses Vorgangs fördern und seinen Ausgang überwachen, machen den eigentlichen Bestand an Riten und positiven Verhaltensnormen jeder archaischen Gesellschaft aus.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Girard, René
Verfasser*innenangabe: René Girard
Jahr: 1998
Verlag: Zürich ; Düsseldorf, Benzinger
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GS.AT
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ISBN: 3-545-70001-1
Beschreibung: 302 S.
Schlagwörter: Gesellschaft, Gewalt, Mythos, Kulturanthropologie, Opfer, Sündenbock, Leidender Gerechter, Passion Jesu, Sühne, Neues Testament, Das Böse, Gewaltanwendung, Opfergabe, Opferung
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Mainberger-Ruh, Elisabeth
Originaltitel: Le bouc émissaire <dt.>
Fußnote: Literaturverz. S. 301 - [303]
Mediengruppe: Buch