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Anthropologische und sozialpsychologische Untersuchungen

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Gehlen, Arnold
Verfasser*innenangabe: Arnold Gehlen
Jahr: 1986
Verlag: Reinbek bei Hamburg, Rowohlt-Taschenbuchverl.
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Arnold Karl Franz Gehlen (* 29. Januar 1904 in Leipzig; † 30. Januar 1976 in Hamburg) war ein deutscher Philosoph, Anthropologe und Soziologe. Er zählt mit Helmuth Plessner und Max Scheler zu den Hauptvertretern der Philosophischen Anthropologie. In den 1960er Jahren galt er als konservativer Gegenspieler Theodor W. Adornos. Von wesentlichem Einfluss während seines Studiums der Philosophie waren Hans Driesch, Nicolai Hartmann und Max Scheler. Er galt seinerseits dann als bedeutender Vertreter der Leipziger Schule. Seine Beiträge zur Philosophischen Anthropologie waren einflussreich und sind heute bekannter als die Arbeiten seines Vorgängers Scheler und als das Werk Helmuth Plessners, das allerdings in den letzten Jahrzehnten eine Renaissance erlebte. Seinen anthropologischen Einsichten zufolge ist der Mensch ein „instinktentbundenes, antriebsüberschüssiges und weltoffenes Wesen“. Seine These vom Menschen als „Mängelwesen“ geht im Kern auf Johann Gottfried Herder zurück und erinnert an das „nicht festgestellte Tier“ Friedrich Nietzsches, dem Wesen, das zeitgleich und komplementär zu seiner relativen Instinktarmut eine ungeheure Plastizität und Weltoffenheit, eine Formbarkeit, Lernfähigkeit und Erfindungsgabe besitzt. Aus dieser menschlichen Beschaffenheit ergibt sich für Gehlen eine „Institutionenbedürftigkeit“. Den Begriff der „Institutionen“ versteht Gehlen sehr grundlegend; er hat damit eine der wichtigsten soziologischen Institutionentheorien formuliert. Darunter fallen technische Werkzeuge ebenso wie Sprache, Rituale und Kulte („magische Techniken“) sowie die Institutionen Familie, Staat und Kirche. Die Technik ist in diesem Sinne ein „Organersatz“ bzw. eine „Organverlängerung“ des Menschen – ein Gedanke, der im Kern bereits bei dem von Hegel beeinflussten Technikphilosophen August Koelle auftaucht.[6] Gehlen stellt neben das Konzept einer Steigerung der menschlichen Kräfte durch die Technik die Aufmerksamkeit für die Hilflosigkeit des menschlichen Lebewesens ohne sie. Eine ähnliche Position vertrat etwa Heinrich Popitz, der die Unbestimmtheit des Menschen durch Instinkte, seine Weltoffenheit wie Gehlen auch als Stärke und nicht nur als Mangel verstand. Gehlens These ist, dass die mangelhafte Ausstattung der menschlichen organischen Natur grundlegend sei, was sich schon in der – wie Adolf Portmann betont hatte – unvergleichlich langen Humanisationsphase (das „extra-uterine Frühjahr“ nach der für einen Primaten „konstitutionellen Frühgeburt“) zeige. Darauf basiert seine Begründung stabiler Institutionen, deren der Mensch bedürfe. Die Menschen lassen aus ihrem Denken und Handeln untereinander die Institutionen hervorgehen, die sich ihnen gegenüber als „historisch gewachsene Wirklichkeiten“ verselbständigen „zu einer Macht, die ihre eigenen Gesetze wiederum bis in ihr Herz hinein geltend macht“.[8] Gehlens Betonung der Stabilisierungsfunktion der Institutionen, von denen der Mensch als geschichtliches Wesen sich „konsumieren lassen muss“, trug ihm den Ruf des gesellschaftspolitischen (Rechts-)Konservativismus ein, den er – wie Ernst Jünger – gerne auf sich nahm. Gehlen war insbesondere in der 68er-Bewegung umstritten. Berühmt wurde eine Fernsehdiskussion mit dem ihm in gegenseitigem Respekt verbundenen Theodor W. Adorno, in der er nichtsdestoweniger versuchte, mit distanzierter Kälte seinen Gegner in die Rolle des naiven Idealisten zu drängen, während Adorno umgekehrt Gehlen erfolgreich als Konservativen stilisierte - wobei sich die beiden Kulturkritiker in ihrem Pessimismus bei allen übrigen Differenzen sehr einig waren. Aus Gehlens Zeit- und Gesellschaftsanalysen haben Begriffe wie Reizüberflutung und Entinstitutionalisierung bis in die Alltagssprache Eingang gefunden. Besonders einflussreich war der Begriff des „Mängelwesens“, der mit Gehlen zumeist als erstes in Verbindung gebracht wird. In der Pädagogik wird der Begriff des Mängelwesens teilweise dazu verwendet, das Kind als unfertiges Lebewesen zu charakterisieren, das erst durch Erziehung zum vollständigen Menschen gemacht werden muss.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Gehlen, Arnold
Verfasser*innenangabe: Arnold Gehlen
Jahr: 1986
Verlag: Reinbek bei Hamburg, Rowohlt-Taschenbuchverl.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PH.T
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ISBN: 3-499-55424-0
Beschreibung: 283 S.
Schlagwörter: Philosophische Anthropologie, Anthropologie / Philosophie
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person König, Burghard [Hrsg.]
Mediengruppe: Buch