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Sozialphilosophie zwischen Ideologie und Wissenschaft

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Topitsch, Ernst
Verfasser*innenangabe: Ernst Topitsch
Jahr: 1961
Verlag: Neuwied [u.a.], Luchterhand
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Ernst Topitsch (* 20. März 1919 in Wien; † 26. Januar 2003 in Graz) war ein österreichischer Philosoph und Soziologe. --- Wie bereits in seinem Frühwerk "Vom Ursprung und Ende der Metaphysik" (1958) problematisiert Topitsch auch in "Sozialphilosophie zwischen Ideologie und Wissenschaft" (1961) das nicht explizit gemachte Verhältnis von Weltdeutung und Wertsetzung in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften sowie den zeitgenössischen Weltanschauungen. In zwölf Aufsätzen wendet er seine Methode der Weltanschauungsanalyse und Ideologiekritik auf die Bereiche der Geschichte, Sozialwissenschaft, des Rechtswesens, der Philosophie und der Wissenschaftstheorie, aber auch den Marxismus, den Existentialismus und die Menschenrechtsideologie an.
Einführend erläutert der Autor Fragen der Ideologie als Bewußtseinsprobleme, die sich erst stellen, wenn die durch Überlieferung vorgegebenen Weltanschauungen mit dem Erwachen der Kritik und dem Auftreten von Alternativen ihren Selbstverständlichkeitscharakter verlieren. Sowohl westliche Aufklärung wie Marxismus sind von den Denkformen religiöser Traditionen in erheblichem Maße abhängig geblieben - die Aufklärung von dem aristotelisch-stoischen und christlichen Naturrecht, der Marxismus von gnostischen und verwandten Erlösungsmythen. Das Naturrecht der bürgerlichen wie auch die Dialektik der marxistischen Revolution enthalten wesentliche vor- und außerwissenschaftliche Elemente. Sie sind Zwittergebilde zwischen Mythos und Wissenschaft, und man könnte sie im engeren Sinne als Ideologien ansprechen, denn sie enthalten dürftig als 'Wissenschaft' getarnte Wertungen, Normen, Handlungsappelle und Zukunftsprophetien.
Das Hauptproblem der Ideologiedebatte ist die Verflechtung von Tatsachenaussagen und Wertprädikaten, was auf zwei Ursachen zurückgeht: (1) Die Struktur unserer Sprache kann grammatisch nicht zwischen Werturteilen und Tatsachenaussagen unterscheiden - das geht erst in der logischen, semantischen und soziologisch-pragmatischen Analyse des Sprachgebrauchs. (2) Der Mensch neigt dazu, sich das Unvertraute durch Analogisieren mit dem Vertrauten zu erklären, soziomorphe und technomorphe Modellvorstellungen in das Universum zu projizieren und von dort auf das menschliche Verhalten zurückzubeziehen. So werden moralisch-politische Normen in den Kosmos projiziert und von dort mit der Autorität des 'absoluten Weltgesetzes' versehen in die menschliche Gesellschaft zurückgeholt. Auch allen Versuchen, absolut gültige ethische oder politische Prinzipien aus der "Menschennatur" abzuleiten, liegt ein derartiger Zirkelschluß zugrunde. Dieses Vorgehen läßt sich jedoch verschleiern, denn jede Ideologie kann unwiderlegbar gemacht werden, wenn sie nichts mehr über kontrollierbare Sachverhalte aussagt. Zu diesem Zweck wird ein System von Behauptungen über Tatsachen in ein System von Festsetzungen über die Sprache umgewandelt. Dadurch entsteht eine "doctrina perennis", die von allen Vorgängen in der empirischen Welt und von der Fortentwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnis unabhängig ist, freilich um den Preis, daß ihre Sätze zu tautologischen Leerformeln werden.
Akribisch zeigt Ernst Topitsch auf, daß die Weltbilder des mythischen Denkens und der traditionellen Philosophie immer zugleich auch "Wertbilder" sind, welche die wertirrationale Erfahrungswirklichkeit durch Postulierung einer "wahren Wirklichkeit" und eines "wahren Selbst" erträglich machen sollen und darüber hinaus die Aufgabe haben, durch Absolutsetzung bestimmter Werte und Normen Verhaltenssicherheit zu verleihen. Restbestände dieser Verflechtung lassen sich noch in den zeitgenössischen Hochideologien und den modernen Geistes- und Gesellschaftswissenschaften nachweisen. Die vorliegende Aufsatzsammlung ist ein Meilenstein in der Selbstaufklärung des Denkens. Wer eine noch umfassendere und tiefere Gesamtdarstellung der Voraussetzungen und Grenzen menschlichen Denkens sucht, sei auf das ausgereifte und interdisziplinär angelegte Hauptwerk Topitschs hingewiesen: "Erkenntnis und Illusion. Grundstrukturen unserer Weltauffassung" (1988²), dessen herausragende Bedeutung und unermeßlichen Wert Worte nicht beschreiben können.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Topitsch, Ernst
Verfasser*innenangabe: Ernst Topitsch
Jahr: 1961
Verlag: Neuwied [u.a.], Luchterhand
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GS.AT
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Beschreibung: 302 S.
Schlagwörter: Sozialphilosophie, Gesellschaftsphilosophie, Gesellschaftstheorie <Sozialphilosophie>
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