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"Close your eyes." Kurz bevor die Erde untergeht, fordert in Lars von Triers Apokalypse-Melodrama Melancholia (2011) die Hauptfigur Justine ihre Schwester Claire und deren Sohn auf, die Augen zu schließen und sich ihren eigenen phantasmatischen Vorstellungen hinzugeben. Im programmatisch blinden Sehen wird die Katastrophe zu einem ästhetischen Erlebnis - nicht zuletzt für den Zuschauer.

In ihrer grundlegenden Studie legt Sophie Wennerscheid dar, inwiefern von Trier mit dieser Szene die Kraft der Imagination beschwört und damit an die Literatur der skandinavischen Moderne anschließt, welche den Zusammenhang von Phantasma, Kraft und Dunkelheit intensiv erforscht und poetisch produktiv gemacht hat. Die Arbeit zeigt, wie bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein Kraft als berechenbar betrachtet wurde, sie dann aber in der Moderne als zunehmend rätselhaft und chaotisch ästhetisiert wird. Skandinavische Autoren wie J. P. Jacobsen, August Strindberg, Knut Hamsun oder Johannes V. Jensen schaffen Figuren, die lustvoll delirierend durchs Leben treiben und den Tod Gottes gleichsam im Selbstversuch erproben.

Die Arbeit macht Kraft als einen Schlüsselbegriff der literarischen Moderne erkennbar und leistet einen Beitrag zu einer Theorie des sich selbst dunklen Subjekts. (Verlagstext)

 

 

 

AUS DEM INHALT:

 

Inhalt

 

I. KRÄFTE DES DUNKLEN. EINFÜHRUNG

 

II. NICHT-WISSEN IN LITERATUR UND SUBJEKTPHILOSOPHIE

 

III. VOM GEIST IN DER NATUR

Harmonie der Dissonanzen in Naturwissenschaft und -philosophie

Luftspiegelungen und Luftsprünge bei Hegel, Heiberg, Andersen, Kierkegaard und Jensen

Versuch einer Erdung: Naturwissenschaftlicher Materialismus

Andersens Materialismuskritik

 

IV. KRAFT ALS INTERAKTIVE GRÖSSE

Verhandlung von Kraft nach Darwin

Ungebundene Kräfte in Jacobsens Novellen

Phantasmen vormoderner Vitalität. Marie Grubbe

Sexuelle und künstlerische Im/Potenz. Niels Lyhne

 

V. KRAFT ALS DAS ANDERE DER VERNUNFT

Die Kraft der Hypnose

Teleologie des Zufalls im Werk Strindbergs

Zum literarischen Seelenleben bei Hamsun

Lust am Phantasma der bösen Kraft bei Hamsun, Mathiesen und Bang

Die phantasmatische Kraft des Begehrens in Jensens Madame D'Ora

 

VI. KRAFT ALS BEFREIUNGSPHANTASMA

Nietzsches Denken der Kraft und seine ,Auslösungen' in Skandinavien

Das Phantasma des großen Mannes bei Strindberg und Hamsun

Weiblicher Vitalismus im Anschluss an Nietzsche

 

VII. KRAFT ALS ARCHAISCHE PRAXIS DER GEWALT

Bocksprünge. Hamsuns Pan

Kräfte des (Un-)Sichtbaren in Jensens Mythentheorie und in Kongens Faid (Der Fall des Königs)

Das Phantasma eines archaischen ,Norge' im Werk Jahnns

Nordisch-rassische Kraftideologeme in Jensens Hjulet (Das Rad)

Die Schönheit Ragnaröks. Phantasmagorien des Untergangs bei von Trier

 

VIII. DUNKLES BEGEHREN. ZUSAMMENFASSUNG

 

IX. QUELLENVERZEICHNIS