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Vom Menschen, seinen geistigen Fähigkeiten und seiner Erziehung

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Helvétius, Claude Adrien
Verfasser*innenangabe: Claude Adrien Helvétius. Hrsg., übers. u. mit e. Einl. von Günther Mensching
Jahr: 1972
Verlag: Frankfurt am Main, Suhrkamp
Reihe: Theorie
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Claude Adrien Helvétius, eigentlich in der nicht latinisierten Form Claude Adrien Schweitzer (* 26. Februar 1715 in Paris; † 26. Dezember 1771 in Paris) war ein französischer Philosoph des Sensualismus und Materialismus der Aufklärung. Er war der Ehemann der Salonnière Anne-Catherine de Ligniville Helvétius. Helvétius ist ein stark von John Locke beeinflusster, entschiedener Sensualist und Materialist. Alle Vorstellungen führt er zurück auf den Eindruck äußerer Gegenstände auf die Sinne des einzelnen Menschen. Hélvetius geht von der Empfindlichkeit der Materie aus. Große Schwierigkeiten bereitete es ihm, den Übergang von der unbelebten zur belebten Materie zu erklären. Alle Tätigkeit entspringt der angeborenen Selbstliebe, dem Streben nach sinnlicher Lust und der Abscheu vor sinnlicher Unlust. Der Nutzen bestimmt den Wert der Handlungen; da aber Nutzen und Schaden relative Begriffe sind, so gibt es keine unbedingt guten oder schlechten Handlungen. Der aufgeklärte Egoist erkennt, dass das Glück aller die Voraussetzung seines persönlichen Glücks ist. Der Aufklärer Helvétius geht von der fundamentalen Gleichheit aller Menschen aus und erteilte damit nicht nur allen Prätentionen des Adels eine Absage, sondern setzte sich auch für die Gleichberechtigung der Frauen ein. Zwar erkennt er das Recht auf Eigentum an, geht aber über die geistige Vorbereitung der bürgerlichen Gesellschaft hinaus. Die Ungleichheit suchte er durch ein striktes Erbrecht zu begrenzen. Helvétius vertritt einen rigorosen Atheismus. Der Glaube an Gott und Seele sei das Resultat des menschlichen Unvermögens, die Gesetze der Natur zu verstehen. Religion, insbesondere die katholische, halte die Menschen aus Herrschaftsinteressen absichtlich in diesem Zustand des Unwissens. Helvétius sieht im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen in der Religion keinen Stabilitätsfaktor, sondern eine Bedrohung der politischen Ordnung. Die Überschrift zum 2. Kapitel des siebten Abschnitts seines Werks Vom Menschen [etc.] lautet: „Vom religiösen Geist, der den Geist der Gesetzgebung zerstört“. Den Grund dieser zerstörenden Wirkung sieht Helvétius im „Interesse des Priesters“: „Ein untätiger Stand ist ehrgeizig: er möchte reich und mächtig sein und kann dies nur werden, indem er die Beamtenschaft ihrer Autorität und die Völker ihres Eigentums beraubt. Um sich dies beides anzueignen, stützten die Priester die Religion auf eine Offenbarung und erklärten sich selbst zu deren Interpreten. Ist man der Interpret eines Gesetzes, dann verändert man es nach eigenem Belieben. So wird man auf lange Sicht dessen Autor.“ Trotz dieser und vieler ähnlicher Aussagen beantwortet Helvétius die Frage nach dem Ursprung aller Religion gerade nicht mit einer Theorie vom Priestertrug; er erklärt sich die Religion aus dem Glücksstreben der Menschen. In vielen Kapiteln seines Werks erweist sich Helvétius als Gegner aller religiösen Intoleranz und als Vorkämpfer von Toleranz in der Gesetzgebung des bürgerlichen Staates. Jean-Jacques Rousseaus Randbemerkungen seines Exemplars von De l’esprit sind überliefert. Wegen der Verfolgungen, denen Helvétius ausgesetzt war, verzichtete Rousseau auf eine öffentliche Kritik. Ohne Helvétius’ Namen zu nennen, setzte er sich im Émile mit ihm auseinander. Rousseau bestritt insbesondere, dass man das Urteil auf die Wahrnehmung zurückführen könne. Denis Diderot lehnte die Reduktion aller Unterschiede der Begabung auf Erziehung und Umwelt ab. Während der Französischen Revolution waren die Revolutionäre in Atheisten und Deisten gespalten. Helvétius’ Büste wurde im Jakobinerclub aufgestellt, aber der von Rousseau geprägte Maximilien de Robespierre griff Helvétius scharf an. Der Frühkommunist François Noël Babeuf beschäftigte sich 1795 im Gefängnis mit Helvétius. Die Bedeutung Helvétius’ für den utopischen Sozialismus wurde schon von Karl Grün (Die soziale Bewegung in Frankreich und Belgien. Darmstadt 1845.) erkannt. Unter den Literaten des 19. Jahrhunderts war Stendhal am tiefsten von Helvétius beeinflusst. Marx und Engels suchten in der „Deutsche(n) Ideologie“ zu begründen, warum die „Nützlichkeits- und Exploitationstheorie“ bei Helvétius und Holbach keinen unmittelbar ökonomischen Charakter, sondern den Status einer philosophischen Theorie annahm. Unter den Marxisten beschäftigte sich insbesondere Georgi Walentinowitsch Plechanow intensiv mit Helvétius. 1896 erschien seine Studie Holbach, Helvétius und Marx. Die Vorliebe der russischen Marxisten für die französischen bürgerlichen, mechanischen Materialisten des 18. Jahrhunderts ist, darauf hat Anton Pannekoek in Lenin als Philosoph hingewiesen, auf vergleichbare gesellschaftliche Verhältnisse zurückzuführen. Auch in Russland war die Auseinandersetzung mit dem Feudalismus noch eine vordringliche Aufgabe.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Helvétius, Claude Adrien
Verfasser*innenangabe: Claude Adrien Helvétius. Hrsg., übers. u. mit e. Einl. von Günther Mensching
Jahr: 1972
Verlag: Frankfurt am Main, Suhrkamp
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.T
Suche nach diesem Interessenskreis
Beschreibung: 1. Aufl., 482 S.
Reihe: Theorie
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Mensching, Günther
Originaltitel: De l'homme, de ses facultés et de son éducation <dt.>
Mediengruppe: Buch