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Bd. 3.; Sechs Essays

Die verborgene Tradition
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Jahr: 2019
Bandangabe: Bd. 3.
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Der neue Band innerhalb der Kritischen Gesamtausgabe: das erste Buch, mit dem sich Hannah Arendt 1948 an die deutsche Öffentlichkeit wandte.
Drei Jahre nach dem Ende des Krieges, fünfzehn Jahre nach ihrer Flucht aus Deutschland erschienen Hannah Arendts »Sechs Essays«. »Es fällt ja heute einem Juden nicht leicht, in Deutschland zu veröffentlichen«, so heißt es auf der ersten Seite. Auch wenn Arendt die hier gesammelten Texte in ihrer Muttersprache verfasste, sind sie aus der Sicht des Exils geschrieben. Sie entwerfen eine »verborgene Tradition«, in der die Stimmen von Heinrich Heine und Franz Kafka, von Bernard Lazare und Stefan Zweig zu hören sind. Sie konfrontieren Leser im Nachkriegsdeutschland mit »Organisierter Schuld« an Verbrechen, für die nach dem Krieg niemand die Verantwortung übernehmen wollte.
Erst 1976, ein halbes Jahr nach Arendts Tod, konnte das bedeutende Buch noch einmal erscheinen.
Neben den deutschen Originalfassungen der Essays präsentiert der Band auch die englischen Versionen, die seit 1943 in verschiedenen Zeitschriften erschienen waren. Auf beiden Seiten des Atlantiks begründeten sie Arendts Ruhm als Essayistin. --- Hannah Arendts „Sechs Essays“ sind ein Buch des Übergangs: Die Texte spinnen einerseits Gedanken aus ihrem Varnhagen-Buch fort, das sie 1938 fertiggestellt hat, andererseits nehmen sie Aspekte vorweg, die 1951 in ihrem Werk über die „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ (1951) zur Sprache kommen. Dort hat Hannah Arendt konstatiert, Konzentrations- und Vernichtungslager dienten „dem totalen Herrschaftsapparat als Laboratorien, in denen experimentiert wird, ob der fundamentale Anspruch der totalitären Systeme, daß Menschen total beherrschbar sind, zutreffend ist.“ Es handele sich darum, „festzustellen, was überhaupt möglich ist, und den Beweis dafür zu erbringen, daß schlechthin alles möglich ist.“Der Terror in den Lagern als Fortsetzung der nazistischen Ideologie in Praxis sei hierzu das Mittel. Wieviel Leid ist ein Körper zu ertragen imstande? Die Lager seien insofern die zentrale Institution totaler Herrschaft, die zuvor jegliche Opposition ausgeschaltet hat, um ungestört schalten und walten zu können. Ziel sei die Verwandlung des Menschen in ein seelenloses Ding, wobei die „Ungeheuerlichkeit der begangenen Untaten“ automatisch eine Garantie dafür schaffe, „daß den Mördern, die mit ihren Lügen ihre Unschuld beteuern, eher Glauben geschenkt wird als den Opfern, deren Wahrheit den gesunden Menschenverstand beleidigt.“ In den Lagern wird mit (entrechteten, größtenteils völlig unschuldigen) Menschen so umgegangen, als hätte es sie nie gegeben, als wären Menschen keine Menschen.Mindestens die Essays über den Imperialismus und die organisierte Schuld nehmen diese Thesen vorweg, teilweise sind auch einzelne Passagen in das Elemente-Buch mit aufgenommen worden. Letztlich finden sich auch in ihrer Auseinandersetzung mit Eichmann in den frühen 1960er Jahren Gedanken wieder, die sie in dem 1948 erstmals publizierten Werk äußert.Die Texte sind auf deutsch erschienen, erste Fassungen wurden auf englisch veröffentlicht (außer dem Text über den Imperialismus). Die Arbeit über den Zionismus aus heutiger Sicht erschien in der Erstausgabe nicht.Es ist Arendts erstes Buch nach dem Zweiten Weltkrieg auf deutsch und ihre insgesamt zweite Monografie nach der Dissertation über Augustinus (1928/9), denn das Varnhagen-Buch konnte erst 1958/9 erscheinen.Gewidmet bzw. zugeeignet ist das Buch ihrem Lehrer Karl Jaspers, mit dem sie über das ganze Buch hinweg einen Dialog führt. Themen des Buches sind neben dem Imperialismus und Nazismus u.a. die Rolle der Juden als „Paria“ und die Existenzphilosophie, die ohne Kant nicht denkbar gewesen wäre. Hierzu schreibt Arendt äußerst treffend: „Kants Zertrümmerung des antiken Seinsbegriffs hatte zum Ziel die Etablierung der Eigenständigkeit des Menschen, das, was er selbst die Menschenwürde nannte. Er ist der erste Philosoph, der den Menschen ganz aus seinem eigenen Gesetz heraus verstehen will und ihn aus dem allgemeinen Seinszusammenhang, in welchem er Ding unter Dingen wäre … herauslöst.“Die Essays erschienen mit Hilfe des Verlegers Lambert Schneider – nachdem die Zeitschrift „Die Wandlung“ einige Texte als zu anspruchsvoll abgelehnt hatte – in einer Auflage von 4000 Exemplaren.Die Arendt-Expertin Barbara Hahn hat nun die sechs Essays als auch die „Verborgene Tradition“ (1976) sowie die englischen Texte und Typoskripte – editorisch vorbildlich –nun als Band 3 der Kritischen Gesamtausgabe vorgelegt und mit Kommentaren, u.a. zur Entstehungsgeschichte des Buches, versehen.Natürlich richtet sich eine solch penibel erarbeitete Edition an ein Fachpublikum. Man sollte sich trotzdem auch Arendts Aktualität vor Augen führen: Durch die Verrohung von Politik, Anstand und Sitten durch idiotische Machthaber und den geifernden Teil des Volkes ist Hannah Arendt nach wie vor die beste Medizin, um sich gegen jene Anti-Vernunft zu impfen

Details

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Jahr: 2019
Enthaltene Werke: Zueignung an Karl Jaspers, Was ist Existenzphilosophie?, Franz Kafka, von neuem gewürdigt, Aufklärung und Judenfrage, Über den Imperialismus, Organisierte Schuld, Der Zionismus aus heutiger Sicht, Die verborgene Tradition, Juden in der Welt von gestern
Bandangabe: Bd. 3.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GS.AT
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ISBN: 978-3-8353-3278-2
2. ISBN: 3-8353-3278-3
Beschreibung: 2. Aufl., 503 S.
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Mediengruppe: Buch