Als sich am 15. Februar 1991 die Staatsoberhäupter von Ungarn, Polen und der damaligen Tschechoslowakischen Republik in Visegrád auf dem Königsberg informell treffen, um sich künftig untereinander abzustimmen, ahnt niemand, welche Macht von dieser Verbindung drei Jahrzehnte später ausgehen könnte. Heute haben sich in diesen Staaten oligarchische und autokratische Tendenzen festgesetzt, und auf EU-Ebene ist das Bündnis, teilweise in Kooperation mit Österreich und Slowenien, ein zentraler Akteur. Etwa in der strikten Opposition gegen die Migrationspolitik der EU zeigt sich der Drang des Visegrád-Protagonisten Viktor Orbán nach einem christlichen, illiberalen Europa, das sich nach außen abschottet.
Die Demokratie- und Europaspezialisten Leggewie und Karolewski fragen, welche historischen Ursachen es für diese Entwicklung gibt, was die EU versäumt hat und wie sie der Aushöhlung der Demokratie durch diese Binnenopposition begegnen kann. Dabei verweisen sie auf die Gefahr, dass selbst konsolidierte Staaten durchaus nicht vor Entdemokratisierung gefeit sind. Die Hoffnung liegt nicht zuletzt auf den parlamentarischen und zivilgesellschaftlichen Alternativen: In den vier Ländern verschaffen sie sich trotz zunehmender Drangsalierung gerade in der jüngeren Generation Gehör.
INHALT
Einleitung 7
Zum Aufbau des Buches 11
1 Europa im Trend? 15
Demokratisierung und Entdemokratisierung nach 1989 15
Demokratische Erosion 18
Die Ursachen der Visegräd-Rebellion 22
2 Die Gegenunion und die Entdemokratisierung 29
Der Staat als Beute 29
Die Slowakei: Korporatistischer Mafiastaat 32
Tschechien: Pseudoliberale Oligarchie 40
Ungarn: Chauvinistischer Einparteienstaat 47
Polen: Klerikaler Neo-Bolschewismus 56
Demokraturen: Neues vom Doppelstaat 64
Politischer Kapitalismus 69
Im Zeichen des Virus 75
3 Noch ist Visegrdd nicht verloren 79
Zur Lage der Zivilgesellschaft 79
Die Slowakei: »Für eine anständige Slowakei« 82
Tschechien: »Eine Million Augenblicke für Demokratie« 86
Ungarn: »Das System gefällt mir nicht« 92
Polen: »Es ist Warschau, nicht Budapest« 101
Im Zeichen des Regenbogens:
Gegen Maskulinität und Patriarchat 108
Warten auf die grüne Welle? 111
Millennials - neue Kraft für die Opposition? 115
Wahlen der Entscheidung 117
4 Achtung, Europa! 121
Zurück aus Jalta 124
Visegräd in Europa 127
Europa gegen Visegräd 130
Widerstand gegen die demokratische Regression 135
Geopolitischer Ausblick 142
Nachwort: Die Renaissance Mitteleuropas? 151
Dank 155
Visegräd in Zahlen 156
Anmerkungen 158
Verfasser*innenangabe:
Claus Leggewie, Ireneusz Pawel Karolewski
Jahr:
2021
Verlag:
Berlin, Verlag Klaus Wagenbach
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Systematik:
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ISBN:
9783803137104
2. ISBN:
3803137101
Beschreibung:
170 Seiten
Schlagwörter:
Autoritarismus, Europäische Union, Visegrad Group, Destabilisierung, Populismus, EU, European Union, Grupa Wyszehradzka, Union Européenne, V4 (Abkürzung), Visegrad Four, Visegrád-Allianz, Visegrád-Gruppe, Visegrádi Csoport, Visegrádská Skupina
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Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Enthält Literaturangaben
Mediengruppe:
Buch