Der herrschende wissenschaftliche Diskurs über Migration ist in den letzten Jahren zunehmend in Kritik geraten. Vor allem Migrationsforschung als politische Auftragsforschung - so der zentrale Vorwurf - würde Migration vielfach als Problem hervorbringen und somit bestehende gesellschaftliche Ungleichheitsverhältnisse verfestigen. Um solchen Tendenzen entgegenzuwirken und emanzipatorische Ansätze in der politischen Auftragsforschung zu fördern, beschritt die Arbeiterkammer Wien einen bislang ungewöhnlichen Weg. Statt Wissenschaftler_innen mit der Beantwortung spezifischer Forschungsfragen zu betrauen, lud sie kritische Migrationsforscher_innen dazu ein, ihrerseits relevante Fragen zu den Themen "Migration", "Integration" und "Asyl" zu formulieren. Es langten schließlich zahlreiche Artikel ein, die etabliertes Wissen über Migration hinterfragen und Alternativen zur gängigen Migrationsforschung aufzeigen. Im Sammelband "Migration - Die Macht der Forschung" wird eine Auswahl der Beiträge veröffentlicht, die sich sowohl an ein wissenschaftliches als auch nicht-wissenschaftliches Publikum richten. Namhafte Politolog_innen, Soziolog_innen und Bildungswissenschaftler_innen zeigen, wie progressive Migrationsforschung in Österreich gestaltet werden könnte. Die Beiträge eröffnen viele unerwartete Blickwinkel und weisen in die Richtung eines konstruktiven Umgangs mit Migration in der heutigen Gesellschaft. (GS.BMO)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort................................................................................................................................................ 7
Postmigrantische Migrationsforschung............................................................................................ 11
Erol Yildiz
Schreiben über Migration gestern, heute, morgen..........................................................................23
Sylvia Hahn
Wie über Integration in Bezug auf Migrant_innen und Flüchtlinge gesprochen wird................41
Ruth Wodak
Der Nexus von Politik und Forschung im Bereich Migration, Integration und Asyl................... 63
Albert Kraler; Bernhard Perchinig
Von Migrationsforschung und Legitimationswissenschaft..............................................................91
Gerhard Hetfleisch
Perspektivabhängigkeit von Forschungsergebnissen......................................................................103
Inci Dirim
Demokratische Repräsentation in mobilen Gesellschaften...........................................................115
Rainer Bauböck
Migrantische Kritik......................................................................................................................... 137
Radostin Kaloianov
Das Spektakel des Ungehorsams und das Migrationsmanagement.............................................. 163
Assimina Gouma
Solidarität und informelle Bildungsprozesse Freiwilliger im Kontext
der aktuellen Fluchtbewegungen nach Österreich.........................................................................179
Annette Sprung, Brigitte Kukovetz, Rüdiger Tinauer
Zusammenleben als Glaubensfrage?.............................................................................................. 193
Astrid Mattes
Repräsentationen fremder Männlichkeit in der „Flüchtlingskrise“ .............................................209
Paul Scheibelhofer
Darf die Muslima sprechen?..........................................................................................................229
Katharina Hametner; Gabriela Kielhorn, Isabel Prado Jacob, Natalie Rodax, Katharina Steinicke
Refugees at W ork...........................................................................................................................247
Sara de Jong
„Migrationshintergrund“ und „Hochbegabung“..........................................................................263
Jelena Stanisic
Wider den Viktimisierungsdiskurs................................................................................................ 283
maiz
Autor_innen.................................................................................................................................... 300