In diesem Werk wird eine Kontinuität unterschiedlicher Lebensformen gedacht und somit eine klassische pragmatistische Idee in äußerst origineller Form weiterentwickelt. Gendlin entfaltet darin ein nicht-duales Verständnis von Körper, Gefühl und Sprache, vom komplexen Reichtum des Erlebens und dem kreativen Spielraum seiner Artikulierbarkeit.
In acht Kapiteln entwickelt der Autor entlang den Charakteristiken der Körper-Umwelt-Interaktion die Komplexität eines Verhaltensraums, aus dem ein noch komplexerer symbolischer Raum entsteht. Dabei manifestiert sich ein explikatives Methodenverständnis, das den ‚beschreibenden Standpunkt’ verlässt und damit auch ein tradiertes Verständnis von innen und außen, von subjektiv und objektiv. Der kreative Prozess schafft sich auf diese Weise seine eigene Sprache.
„Ein Prozess-Modell“ öffnet neue Perspektiven hinsichtlich des philosophischen und kognitionswissenschaftlichen Problems der Körper-Geist-Spaltung. Es ist zudem ein sprachphilosophischer Grundlagentext, der verständlich macht, wieso Sprechen über Erfahrung diese verändern kann. Zugleich ist dies ein Text, der den Lesenden über die Möglichkeiten menschlichen Erlebens und Sprechens staunen lässt.
Inhalt
Donata Schoeller: Einleitung 11
Einführende Bemerkung 48
Kapitel I: Körper-Umwelt 49
Kapitel II: Funktionszyklus 57
Kapitel III: Ein Objekt 66
Kapitel IV: Körper und Zeit 76
Kapitel IV-A: Der Körper, der keine Maschine ist - ein anderes Konzept 76
a) Körper als der sich fortsetzende Prozess 76
b) Ein gesamtes Implizieren 83
c) Körper-Umwelt 2 und Umwelt 3 als Subprozesse des Körpers 86
d-1) Symbolische Funktionen des Körpers 91
d-2) Einige Anforderungen an unsere weitere Konzeptbildung 92
e) »Alles-durch-Alles« (eveving) 108
f) Ausrichten (focaling) 121
g-1) Relevanz 124
g-2) Alte und neue Modelle: einige Gegensätze 127
h-1) Kreuzen, Metapher, Gesetz des Geschehens 130
h-2) Freiheitsgrade 135
h-3) Schematisiert werden durch Schematisieren (»sds«) 139
h-4) Die zwei Richtungen des »sds« 139
Kapitel IV-B: Zeit: Umwelt 2 und Umwelt 3, Geschehen und Implizieren 144
Kapitel V: Evolution, Erneuerung und Stabilität 168
Kapitel V-A: Ereignisse, die dazwischenkommen 168
Kapitel V-B: Stabilität: der offene Zyklus 187
Kapitel VI: Verhalten 195
Kapitel Vl-A: Verhalten und Wahrnehmung 195
Kapitel Vl-B: Die Entwicklung des Verhaltensraums 210
1. Motivation 210
2. Kreuz-kontextuelle Herausbildung 211
3. Verhaltensraum 215
a) Raum, den man haben kann 218
b) Raum-und-Zeit, die wir haben können 219
c) Zwei Sektoren des offenen Zyklus 223
4. Pyramidisieren 225
5. Objekt-Bildung: Objekte stellen sich heraus (fall out) 226
Appendix zu Kapitel VI 232
6. Ruhende Wahrnehmung, Wahrnehmung der
Wirkung und Wahrnehmen hinter dem eigenen Rücken 232
a) Ruhende Wahrnehmung 232
b) Wahrnehmung der Wirkung 232
c) Wahrnehmung hinter dem eigenen Rücken 233
7. Relevant machen 234
8. Verbinden 235
9. Verdichten 235
10. »Zurückfallen« auf ein primitiveres Niveau 238
11. Verhaltensmäßige Körper-Entwicklung 239
12. Gewohnheit 241
13. Vorstellung (kination), Imagination und Feit Sense 242
Kapitel VII: Kultur, Symbol und Sprache 247
Kapitel Vll-A: Ein symbolischer Prozess 247
a) Körperaussehen 247
b) Der Tanz 251
c) Repräsentation 253
d) Verdoppeln 257
e) Ausdruck 261
f) Die neue Art des Vorantragens 262
g) Bilder 266
h) Gesehenes und Gehörtes 270
i) Handlung 272
j) Allgemeines (Arten) 272
j-1) Getrennte Sinne 272
j-2) Arten 274
j-3) Drei Formen des Allgemeinen 275
j-4) Das vorgeformte Implizite (Typ-a) 283
k) Handlung und Gebärde 284
1) Eingestellte Rituale (Slotted Rituals) 286
m) Herstellen und Bilder 288
n) Frische Herausbildung von Sequenzen und Werkzeugen 291
o) Schematische Begriffe: verwoben; implizites
Funktionieren; gehalten; rekonstituiert 291
o-l) Verwoben 291
o-2) Implizites Funktionieren 294
o-3) Gehalten 297
o-4) Rekonstituieren 302
Kapitel Vll-B: Proto-Sprache 309
a) Innerer Raum 309
b) Der Kipp-Punkt 313
c) Die Ordnung 319
d) Abwesender Kontext im gegenwärtigen Kontext 324
e) Das Kreuzen der Cluster und so genannte »konventionelle« Symbole
(oder warum sie sich nicht länger ikonisch zum Körper
verhalten; und wie sie dennoch organisch statt willkürlich sind: die internen Verhältnisse von protolinguistischen Symbolen) 330
f) Sprachbildung: Zwei Arten von Kreuzen 342
f-1) Vermitteltes Vorantragen; Sprachgebrauch 342
f-2) Kontext(e) sammeln, Arten bilden sich 343
f-3) Laterales und sammelndes Kreuzen 346
f-4) Wort-Bildung 348
f-5) Kurze Einheiten 349
f-6) Der Kontext eines Wortes; gesammelte Kontexte und Interaktions-Kontexte 351
f-7) Syntax 356
f-8) Sprachgebrauch; neue Situationen 360
f-9) Diskursiver Wort-Gebrauch vs. Kunst; Erneutes
»Alles-durch-Alles«-Geschehen vs. Wieder-Wiedererkennen. (re-eveving vs. rerecognition) 362
f-10) Neuer Ausdruck 364
f-11) Frische Sätze 366
£-12) Mit Bedacht 372
f-13) Mehr als ein Kontext: menschlicher Raum und menschliche Zeit 373
g) Wann kippt es? Das Ende der Lautbildung durch den
Gebrauch der Sprache 376
Appendix zu f)
Details fallen nicht weg; Allgemeinbegriffe sind nicht leere Allgemeinheiten 383
Kapitel Vill-A: Mit dem Impliziten denken 398
a) Einführung 398
b) Direkter Referent und gefühlte Veränderung (FeltShift) 412
c) Die neue Art der Sequenz 423
d) Relevanz und das perfekte Feedback-Objekt 428
e) Das Schema des neuen Vorantragens und des neuen Raums 433
f) Einige kurze Punkte, welche die Bildung des Direkten
Referenten veranschaulichen 445
f-1) Wie eine VHIer-Sequenz Veränderungen im VIIer-Kontext schafft 445
f-2) Jede Vller-Sequenz, die von einem Direkten
Referenten ausgeht, ist wie eine neue »erste«
Sequenz im Verhältnis zum VIIer-Kontext 445
f-3) »Monade« 446
f-4) Vller-Aussagen, die aus einem Direkten
Referenten entstehen, instanzieren ihn 447
f-5) Die neue »Universalität« des Direkten Referenten 448
f-6) Die alte Universalität aus Kapitel VII ist ebenfalls implizit 448
f-7) Die ganze VIIer-Komplexität, nicht nur die
gesammelten Arten, wird auf diese neue Weise
vorangetragen und universalisiert; wir können
nun das Prinzip »Bss« (Beispiel seiner selbst)
herleiten 449
f-8) Es gab den Direkten Referenten und die neu
universalisierte Komplexität nicht vor seiner
Herausbildung. Der Direkte Referent ist kein
Nachdenken darüber, was zuvor da war
(»Von Vi zu 2«) 451
f-9) Direktes Kontext-Kreuzen erzeugt Neuerung,
aber instanziert noch den Mangel 452
f-10) Viele Worte, wie zum Beispiel »Richtung«,
werden in Kapitel VIII-A in einer »Bss«-Weise
gebraucht 453
g) Zusatz zu Kapitel VIII-A.f 458
g-1)- bis g-9) 458
Appendix zu Kapitel Vlll-A 472
Monaden 472
Dianaden 488
Abschluss und Beginn 496
Hinweise auf Gendlins Arbeiten 506
Zentren, an denen man Gendlins therapeutische und
philosophische Praktiken erlernen kann 507
Nachwort der Übersetzerinnen 510
Index 517