Die neue Monographie zur Patristik schließt die Lücke zwischen Handbüchern zur Patrologie (Altaner, Drobner, LACL) einerseits und Darstellungen der frühchristlichen Dogmen- und Theologiegeschichte andererseits. Während dort Leben und Schriften der frühchristlichen Autoren sowie der Inhalt ihrer Lehren in ihrer geschichtlichen Entwicklung behandelt werden, nimmt das vorliegende Werk vor allem Selbstverständnis und Orientierungspunkte der Kirchenvätertheologie in den Blick. Dem Lehrbuch geht es um eine die gesamte patristische Epoche umfassende Darstellung der theologischen Methode der Kirchenväter.
Aus dem Vorwort: Welchen Wert könnte aber nun eine möglichst authentische Rekonstruktion des patristischen Theologieverständnisses für die Gegenwart haben? Ist das gewonnene Bild allenfalls historisch interessant, aber keineswegs theologisch relevant? Muss sich das kritische Bewusstsein heutiger Glaubensreflexion nicht gerade von veralteten Denkmustern befreien, die eine solche Blickrichtung in den Dokumenten der Vergangenheit allenthalben zu entdecken vermeint?
...Demgegenüber bleibt zu erwägen, ob nicht mancher Aspekt der Vätertheologie vielleicht deswegen vorschnell als Ergebnis überholter Denkmuster qualifiziert wird, weil jene Auffassungen der gängigen Plausibilität der Moderne widersprechen und eingefahrene Schemata heutigen Theologisierens in Frage stellen. Insofern besitzt das Glaubensdenken der Kirchenväter durchaus ein kritisches Potential gegenüber Verengungen und Verflachungen des Theologieverständnisses späterer Epochen.
Wenn das jeder großen Tradition innewohnende gegenwartskritische Element also auch der patristischen Theologie zukomme, dann gehört deren Kenntnis mithin zu den "gefährlichen Erinnerungen", die begreifen lassen, wie wenig das augenblicklich Geltende zugleich schon das allein gültige sein muss, wie sehr wiederum das Wissen der Vergangenheit tiefer und reicher als manches heute Erdachte sein kann. Ein Blick auf die Grundlagen patristischer Theologie vermag jener Geschichtsvergessenheit entgegenzuwirken, in deren Folge heutige Wissenschaftspraxis nicht selten nur dem Horizont des eigenen Denkens verhaftet bleibt.
Schon im Jahre 1824 notierte Johann Adam Möhler, keineswegs der unbedeutendste unter den Kennern der Kirchenväter, was deren Theologie späteren Epochen bedeuten könnte: "Es ist immer gut, wenn der Einzelne während der Zeit während der Zeit, die von geistiger Kraft entfremdet ist, das Gefühl dieser Schwäche hat und sich darum hinwendet, wo Kraft war, um sich an dieser zu stärken. Die im Bewußtsein ihrer Unwissenheit schöpfen will dort, wo Schätze der Weisheit gesammelt wurden. ... Wo man aus eigener Kraft nicht weise ist, da besteht die Weisheit darin, die anderer anzunehmen."
Verfasser*innenangabe:
Michael Fiedrowicz
Jahr:
2010
Verlag:
Freiburg ; Wien [u.a.], Herder
Aufsätze:
Zu diesem Aufsatz wechseln
opens in new tab
Systematik:
Suche nach dieser Systematik
PR.CGA
Suche nach diesem Interessenskreis
ISBN:
978-3-451-29293-4
2. ISBN:
3-451-29293-9
Beschreibung:
2., durchges. Aufl., 448 S.
Suche nach dieser Beteiligten Person
Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Literaturverz. S. 440 - 441
Mediengruppe:
Buch