In Philosophie und Sozialwissenschaften wird oft ein Zusammenhang zwischen der gegenwärtigen Gesellschaftsform und psychischen Krankheiten postuliert. Zwar ist es epidemiologisch umstritten, ob diesem als »Burnout« oder »Erschöpfungssyndrom« diskutierten Phänomen ein realer Anstieg psychischer Erkrankungen entspricht. Dennoch kommt im Begriff der Erschöpfung eine Dynamik von Beschleunigungsphänomenen zum Ausdruck, die ihm eine zeitdiagnostische Bedeutung verleiht. Der Band mit Beiträgen von u.a. Martin Dornes, Benigna Gerisch, Vera King, Cornelia Klinger, Hartmut Rosa und Gert Rudolf untersucht Phänomene von Überforderung und psychischer Krankheit aus interdisziplinärer Sicht und liefert damit Beiträge zu einem Psychogramm der heutigen Gesellschaft. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis
Thomas Fuchs, Lukas Iwer und Stefano Micali
Einleitung ............................................................................. 7
I. Zur Philosophie und Kulturgeschichte von Überforderung
Hartmut Böhme
Müdigkeit, Erschöpfung und verwandte Emotionen im 19. und frühen 20. Jahrhundert ... 27
Thomas Fuchs
Chronopathologie der Überforderung. Zeitstrukturen und psychische Krankheit ... 52
Stefano Micali
Depression in der unternehmerischen Gesellschaft ............ 80
Cornelia Klinger
The seife - oder das Selbst in seinem Welt-Bild ................. 115
Matthias Flatscher
Kommentar: Analyse und Kritik sozial bedingter Pathologien 145
II. Epidemiologie und Soziologie der Überforderung
Josua Handerer, Julia Thom und Frank Jacobi
Die vermeintliche Zunahme der Depression auf dem Prüfstand.
Epistemologische Prämissen, epidemiologische Daten, transdisziplinäre Implikationen ... 159
Johannes Siegrist
Überforderung in der Arbeitswelt: Macht sie krank?.......... 210
Vera King, Benigna Gerisch, Hartmut Rosa, Julia Schreiber und Benedikt Salfeld
Überforderung als neue Normalität. Widersprüche optimierender Lebensführung und ihre Folgen ... 227
Friedericke Hardering und Greta Wagner
Vom überforderten zum achtsamen Selbst? Zum Wandel von Subjektivität in der digitalen Arbeitswelt ... 258
Sabine Flick
Kommentar: Arbeitsleid als soziales Leiden ....................... 279
III. Klinische Perspektiven aus Psychiatrie und Psychotherapie
Gerd Rudolf
Das Subjekt in Zeiten der Vernetzung: selbstreflexiv oder fremdgesteuert?................ 291
Marianne Leuzinger-Bohleber
Das »erschöpfte Selbst« in Zeiten des »Global Unrest«. Klinisch-psychoanalytische Überlegungen 310
Martin Heinze und Samuel Thoma
Soziale Freiheit und Depressivität ....................................... 344
Rolf Haubl
Erwerbsarbeit und psychische Gesundheit ............................ 368
Lukas Iwer
Kommentar: Individuelle und gesellschaftliche Perspektiven auf psychisches Leiden ... 389
Bildnachweise ........................................................................ 399
Hinweise zu den Autorinnen und Autoren ............................ 400